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Mayr

Bauwaren Alois Mayr
In der Chronik dieser Familie haben sich über die Generationen hinweg zwei Charakteristika herausgebildet. Erstens fällt auf, daß die Familie Mayr nicht nur als Baufirma den Ort mitgeprägt hat, und zweitens- und ohne die Verdienste der männlichen Familienmitglieder schmälern zu wollen - haben in diesem Unternehmen auch die Frauen immer wieder eine ungewöhnlich starke Rolle gespielt. Die Firmengeschichte leitete dennoch das männliche Multitalent Josef Mayr ein, der als Landwirt, Baustoff- und Eisenhändler, Maurer-, Uhrmacher- und Hafnermeister die berufliche Qual der Wahl kannte und der 1862 auf dem Areal des zwei Jahre zuvor erworbenen „Adamweber-Hofes" in der Friedhofstraße den Grundstein für das Unternehmen legt, wenn er mit dem Handel von Baustoffen, vorwiegend Zement, beginnt. Seine Frau Barbara steht ihm dabei zur Seite und beschert Josef vier Söhne, die - mit Ausnahme des jüngsten - Berufe in der Baubranche ergreifen, sodaß sich schon in dieser zweiten Generation die wahre Berufung der Familie herauskristallisieren sollte. Johann, der älteste Sohn, übt zudem nahezu zwei Jahrzehnte das Amt des Gemeindevorstehers von Kufstein-Wörgl aus. Als Johann 1905 starb, mußte erstmals eine Frau die Geschicke der Firma in die Hand nehmen. Und Johanns Witwe Maria scheute sich dabei auch nicht, tatsächlich Hand anzulegen, und soll sogar selbst mit Pferd und Wagen Zement verliefert haben. Doch Fortuna bescherte der Tüchtigen wenig Glück, strafte sie zuerst mit empfindlichen Einnahmeverlusten durch den Konkurs eines Großkunden und hernach mit Kriegsanleihe und Inflation. Zusammen mit Sohn Alois mußte sie nach dem 1. Weltkrieg also wieder fast bei Null beginnen und konnte den beginnenden Aufschwung der Firma Anfang der 30er Jahre gerade nicht mehr miterleben. Doch im selben Jahr, als Alois seine Mutter verlor, heiratete er Frieda Lichtmannegger, durch die der Firma auch die weibliche Intuition erhalten blieb. Die ideenreiche Frieda - verehelichte - Mayr kümmerte sich zudem um die kaufmännischen Belange.
Nach dem 2. Weltkrieg, als es galt, die Häuser im schwer zerbombten Wörgl so rasch wie möglich wieder aufzubauen, profilierte sich die Firma endgültig im Baustoffhandel. Die erste Hürde, überhaupt Material zu beschaffen, wurde mit Bravour gemeistert, dann gelang es neu entstandenen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden, und schließlich konnte die Produktpalette erfolgreich diversifiziert werden. Dabei entwickelte sich mit der Tochter Frieda im Höhenflug der Nachkriegszeit ein weiteres weibliches Unternehmertalent, das von der gleichnamigen Mutter langsam an das Steuer herangeführt wurde und nach deren Tod, 1963, das Unternehmen zusammen mit ihrem Mann Josef Wegscheider mit sicherer Hand weiter auf Erfolgskurs steuerte. 1976 tritt Alois Wegscheider ins Unternehmen ein, dass er 1992 als Geschäftsführer übernimmt.
Text von Herbert Werlberger  aus "Wörgl Ein Heimatbuch" Edition Josef Zangerl.
https://issuu.com/tosa/docs/amayr_150jahre_zeitung_285x360-kern
https://www.alois-mayr.at/

Bauwaren Alois Mayr, heute an dieser Stelle das Shoppingcenter M4  in der Salzburger Straße