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Lamm - Stolzengut

Innsbrucker Straße 7: Gasthof „Weißes Lamm", Spieglwirt, altes Stolzenhaus, Peppenauergut. Sebastian Greiderer besitzet allda nachfolgende Stücke so zusammengefaßt worden. Eine Feuerstattes Behausung mit Stadl, Stall und Remwerk, Backofen und Waschhaus, sigl. mit Nr. 1479, bey dieser Behausung befindet sich die Würthes und Zapfengerechtigkeit. Ittem nächst bei der Würths Behausung unter der Straße einen Zubau sigl. mit Nr. 1480. Dann eine Waagenschupfen sigl. mit Nr. 1482, auch alte Stolzenhaus, das... aber unter obigen Haus enthalten ist. Unter den Gütern des Rattenberger Augustinerklosters ist 1416 das Stolzengüt vermerkt, auf dem eine Witwe mit ihrem Enkel sitzt. Wahrscheinlich war es schon dieses Gut, von dem aus 1449 Hans Stolz über die Verleihung von Zehenten von mehreren Wörgler und Kirchbichler Gütern an die Wörgler Kirche verfügte. Das bedeutet, daß zu dieser Zeit in Rattenberg-Wörgl die Entscheidungsbefugnis vom Kellner-Lechen auf das Stolzenlehen an der Landstraße gewechselt war, wie es ja auch in Kufstein-Wörgl vom (Unter-)Mayrhof zum benachbarten Gastgeb am Bichl (später Gradl) gekommen war. Der Hofname Stolzen deutet auf einen im 15. Jahrhundert recht selbstbewußten Inhaber des großen und verkehrsmäßig vorzüglich gelegenen Hofes hin. Und daraus wurde ein für viele Generationen gewichtiger Familienname in den Gerichten Rattenberg und Kufstein. 1562 hat Hanns Schmiedl, Wirt zu Wörgl, einen Wechsel zum Kauf des Schmiedgutes von Sixt Perauer und Barbara Hölzlein ausgestellt. 1609 hat Christian Payr, Wirt zu Kundl, das Wirtshaus beim Lämpl im Besitz. Dieses wurde demnach von Bestandsleuten (= Pächtern) betrieben. 1630 ist Andrä Aufschnaiter Wirt zu Wergl, verheiratet mit der Rosina Pirklin. Er hat das Stolzengüt von den Matheis Witschwenter hinterlassenen Erben bekommen. Schon um diese Zeit hatte er die Ehetafern und Zapfengerechtigkeit und den neuen Pau gegenüber. Das bedeutet, daß das Gasthaus im neuen Bau am Bach stand und der Stolzenhof an der Stelle des heutigen Gasthauses.
1649 bekam Christan Oberschneider zu seinem Peppenauergut Waldlusse am Wörgler Berg, und 1677 verkaufte Frau Maria Fuchsin, weiland Stephan Pfaffingers gewesene Wirtin herenter des Bachs, um 5300 Gulden ihren großen Besitzstand, den sie nach Absterben ihres Ehewirtes Abraham Brugpachner 1669 geerbt hatte, an Alexander März vom Kämbaufgut. Um diese Zeit waren anscheinend Bestandsleute auf der Wirtstafern, darunter Hans Jakob Schalber und Vitus Märtz. Alexander März tauschte sein neues Gut mit Jakob Andrä bei dem Tischler samt Badstube, und letzterer verkaufte alles an Bartlmä Wurzrainer zu Hof im Brixental, der es 1703 seinem Sohn Anton verkaufte. Letzterer bekam von seinem Schwiegenvater Hechenperger dazu 1000 Gulden Heiratsgut. Als 1730 sein Sohn Anton Wurzrainer Priester werden wollte und als titulus mensae dazu 1000 Gulden benötigte, stellte ihm sein inzwischen eingeheirateter Stiefvater Mathias Spiegl die fehlenden 500 Gulden als Kaution. Auch der Halbbruder Philipp Spiegl, geb. am 14. Dezember 1712, ergriff die geistliche Laufbahn und trat ins Kloster Ettal ein, wo er am 8. November 1733 die Profeß feierte. Nach seiner Primiz am 15. Jänner 1737 war ihm nur eine kurze Zeit des Wirkens gegönnt, denn er starb bereits am 30. Jänner 1747 in Ettal. Die Mutter Regina Hechenpergerin hatte 1708 und 1709 ihrem zweiten Mann den Besitzstand übergeben und dazu auch die Kameralbewilligung vom 5. August 1693, nächst obiger Täfern unter der Straßen bei der Tanz Tennen im Stub und Kuchl Revers vom 8. April 1712, wiederum die Köglin laut Kameralbefehl vom 20. Juni 1717. 1760 heiratete der Wirtssohn Sebastian Greiderer aus Stumm beim Stolzen ein, und 1816 kaufte Johann Hauser das Gasthaus zum Weißen Lamm und übergab es 1843 seinem Sohn Johann. Beim Dorfbrand am 28. August 1851 brannte das Wirtshaus mit allen Zubauten ab und wurde danach an der Stelle des Wagenschupfens und alten Stolzenhauses neu erbaut und am 22. Februar 1945 von Bomben schwer beschädigt. Stall und Stadel für die große Landwirtschaft wurden dafür am Bach erbaut und vor Jahrzehnten durch ein Geschäftshaus und Medizinisches Zentrum ersetzt. Diese Liegenschaften sind seit mehreren Generationen im Besitz der Familie Schipflinger. Für das Gasthaus: Augasse 2 und Innsbrucker Straße 9
Text von Hans Gwiggner aus "Wörgl Ein Heimatbuch" Edition Josef Zangerl.

Links Stall und rechts Waschhaus des Stolzengutes, heute Ärztehaus
Links Stall und rechts Waschhaus des Stolzengutes, heute Ärztehaus