Skip to main content

Raiffeisenkasse

Um die Jahrhundertwende „bestand wohl die Zellulosefabrik, aber im übrigen war der Ort nicht mehr als ein größeres Bauerndorf", und ca. 120 gewerblichen standen rund 100 landwirtschaftliche Betriebe gegenüber. Bei dieser Bevölkerungsstruktur war es nicht verwunderlich, daß auch in Wörgl die Idee von Wilhelm Friedrich Raiffeisen aufgegriffen wurde. Am 23. Februar 1896 fand die konstituierende Versammlung des ersten und lange Zeit einzigen Geldinstituts im Ort statt, der Raiffeisenkasse, die sich zu Beginn unter dem Wortungetüm „Spar- und Darlehensverein der Pfarrgemeinde Wörgl" versteckte. Die Vorarbeit war noch dazu tatsächlich vom Seelsorger der Pfarrgemeinde, Jakob Margreiter, und dessen Kooperator geleistet worden, und die Parole „einer für alle, alle für einen” konkretisierte sich in dem Motto „zuerst sparen, dann die Not anderer lindern". Auch wenn der Beginn als Selbsthilfeverein für ein Geldinstitut aus heutiger Sicht schon beinahe kurios anmutet, entsprach der Leitgedanke der Realität einer Zeit, in der allgemeine wirtschaftliche Not vorherrschte und die Landbevölkerung großteils verarmt war. Der örtliche Priester Margreiter sollte auch der erste Vorsitzende des Aufsichtsrates sein, während der umtriebige Josef Steinbacher als erster das Amt des Obmannes übernahm und der Geschäftsbetrieb im Nebenzimmer der „Neuen Post" aufgenommen wurde. Die Landesregierung gab dem Unternehmen, dem 48 Mitglieder angehörten, eine Starthilfe in Form einer einmaligen Subvention in Höhe von 150 Gulden. Die Raiffeisenkasse ist über die Jahre hinweg als verläßlicher Partner von Wirtschaft und Bevölkerung bekannt, und so ist es fast müßig zu erwähnen, daß während des Freigeldexperiementes die Deckungswerte der Arbeitswertscheine bei der Raiffeisenkasse deponiert waren. Eine besondere Erwähnung verdient sich auch noch das Jahr 1949, in dem die Wörgler Raika mit einem Umsatz von 64 Millionen Schilling vorübergehend sogar zur größten von Tirol aufgestiegen war. Von den 485 Mitgliedern stellten die „Bauern" nur mehr 17%, 33% entstammten dem „Handel und Gewerbe", und 50% gehörten zur Gruppe „Arbeiter, Angestellte und freie Berufe". Beim Wiederaufbau war die Raika mehr denn je als Darlehensgeber gefragt, und sie mußte schon an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit gehen, um das Kapital überhaupt in dem Ausmaß zur Verfügung stellen zu können, wie es zu der Zeit der Erneuerung der Wohnhäuser und Werkstätten sowie für Betriebserweiterungen benötigt wurde.

Raiffeisenkasse, Gemeindeamt und Gendarmerie im Marktgemeinde-Amt
Raiffeisenkasse, Gemeindeamt und Gendarmerie im Marktgemeinde-Amt
Raiffeisenkasse, Gemeindeamt und Gendarmerie im Marktgemeinde-Amt, links GH Schachtner, Schachtnerstraße mit KH Gollner und Kaminkehrer Anker - Haus
Raiffeisenkasse, Gemeindeamt und Gendarmerie im Marktgemeinde-Amt, rechts Buchhandlung Ascher
Raiffeisenkasse, Gemeindeamt und Gendarmerie im Marktgemeinde-Amt, links GH Schachtner und KH Gollner
Raiffeisenkasse, Gemeindeamt und Gendarmerie im Marktgemeinde-Amt, links GH Schachtner und KH Gollner
1964, Abbruch der Raiffeisenkasse, Gemeindeamt, Gendarmerie im Marktgemeinde-Amt,
Gestern - Heute