Egerndorf 3: Saliterer, Christiangut, Maurer. Michael Anker hat in dem Besiz das Sallnitergötl zu Egerndorf. Frey, ledig und eigen. Die Salpetergewinnung war Staatsprivileg und wurde dementsprechend streng geregelt und überwacht. Das Stöcklgebäude zwischen Bauernhof und Bahn, das wegen der Straßenerweiterung abgebrochen wurde, war von altersher ein Sudhaus, Sallnitterhütte genannt. Die Schürfrechte des Wörgler Saliterers reichten innaufwärts bis zum Ziller und der Brandenberger Ache, schlossen außerdem den Angerberg, die Großpfarre Kirchbichl und das Sölland bis nach Scheffau mit ein. Der gewonnene Salpeter mußte im Pulverturm in Unterlangkampfen abgeliefert werden. 1799 sind drei Brüder der Familie Anker, ein Gräber und ein Roßknecht mit der Salpetergewinnung und -beförderung befaßt. In dieser kriegerischen Zeit blieb wohl kaum Zeit für landwirtschaftliche Arbeiten, und so war damals das Haus Nr. 105 geteilt in Saliterer und Maurer. Auf letzterem war Peter Hecher der Bauer. 1812 wird beim Saliterer ein Neubau vermerkt.
1860 wurde die Wörgler Saliterei aufgelassen. Die Familie Hecher ist weiterhin am Salitererhof ansässig. Die Tatsache, daß das Saliterergut frei war, ist der deutlichste Hinweis, daß an seiner Stelle ursprünglich das Christiangut war. Denn von diesem wird im 17. Jahrhundert berichtet, daß es halb gemauert und daß es frei, ledig und eigen war, seit es dem Gotteshaus Altenhohenau in Bayern abgekauft worden war. Das ist wiederum der Beleg, daß im Wörgler Boden erheblicher wasserburgischer Besitz bestand. Der in der Altenhohenauer Chronik öfters vorkommende Familienname Nündlein ist 1409 auch in Wörgl durch Lienhard der Nundlein vertreten. 1693 übergab Simon Oberhofer seinen Söhnen Andrä und Simon neben anderem das Christiangut, weiters das Oberhoferhäusl. Nächster Besitzer war Heinrich Lederer, der es 1708 seinem Sohn Mathäus Lederer, Weglohneinnehmer und Bierwirt in Wörgl, übergab. 1715 kaufte Anfon Rainer, Handelsmann in Wörgl, das Christianlehen und gab es 1734 an seinen gleichnamigen Sohn weiter.
Bereits 1738 verkaufte Barbara Pacherin, Gattin des Wörgler Handelsmannes Wolfgang Schlosser, das Gut an Simon Gstattner, der 1742 in seinem Testament verfügte, daß seine Ehewirthin Elisabeth Strasserin Nutznießerin des Christiangutes sei, bis sein Sohn Franz 18 Jahre alt wird und zur Übernahme tauglich ist. Andrä Lay vom Grillen kaufte nach dem Tode des Kindes Franz Gstattner das Gut und verkaufte es noch 1746 an Blasi Schaffenrath weiter. Im Theresianischen Kataster scheint das Christiangut nicht mehr auf, die außergewöhnliche Funktion des neuen Besitzers als Salpetersieder hat die Namensänderung bewirkt. Wörgler Boden 80.
Text von Hans Gwiggner aus "Wörgl Ein Heimatbuch" Edition Josef Zangerl.
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