Andreas-Hofer-Platz 1: Gasthaus Neue Post, Leitgeb auf dem Bühel, Pichllechen, Gratl- Wirtstafern, Gasthaus „Hohe Salve"
Johann Georg Spiegl besitzet die Wirtstaferne und Behausung bei dem Grätl genannt, bezeichnet mit Nr. 17, Kat. Nr. 21, und mit 6 Stuben, 2 Kucheln, 5 Kämmer, 3 Keller, 2 Backöfen. Dazu gehört ein Waschhaus. Grundherrschaft Urbaramt Kufstein. 1385 wird erstmals der Leitgeb (= Gastwirt) Heinrich auf dem Bühel genannt. 1435 ist Jörg ab dem Püchel Zeuge bei einer Hofübergabe am Penningberg an die Kreuz- und Laurenzikirche zu Wergei. Seine Witwe Willwurkh übergibt 1449 am Sonntag vor Bartlmätag den vierten Teil des Zehents von mehreren Wörgler und Kirchbichler Gütern der örtlichen Kirche, und 1476 ist Hanns abm Püchl Kirchpropst. Er hieß 1475 Hans Knoll zu Wörgl und scheint unter diesem Namen auch 1480 auf. Bei Gutsübergaben und -Verkäufen scheinen 1506 der Wirt Martein Mülbinger und Matheus Kupferschmied „als ein rechter gesipter kauferb" des Lamprecht Puchler von Wörgl, den man nennt den Knollen, auf. Noch vor 1600 dienen die Erben des Veit Beitiers selig vom Pichl, von der Hueben, von der Tafern und halben
Hueben zusammen 1|1 Gulden 16 Kreuzer als Steuern. 1615 ist Anndre Mayrl Bestandswirt {= Pächter) und Mathäus Rieder Besitzer des großen Gutes und zusätzlich des Mösnerlehens, für das er weitere Steuern zahlt. 1631 stirbt Math. Rieder, und sein Sohn Georg wird Nachfolger als Wirt und Gastgeb. Die Tochter Ursula ist Hansen Gratis, Wirt in Niederndorf, Ehewirtin. Spätestens 1646 ist sie Wirtin in ihrem Elternhaus. Und damit ist die für mehrere Höfe in Wörgl bedeutsame Familie Gratl hier heimisch geworden. Der Name lebt im Volksmund auch heute noch weiter als Hausname, obwohl schon seit 1737 andere Familien auf dem Gasthaus sitzen. Der ursprüngliche Haus- und Hofname Pichl kam von der Geländeschwelle, auf der auch die benachbarte Stadtpfarrkirche steht. 1737 stirbt die Erbin Ursula Grätlin ohne Leibeserben. Der Witwer Johann Auer übergibt daraufhin seiner Base die Wirtstaferne und das ganze Gut Pichllehen. Und damit wird ihr Mann Georg Spiegl Gradlwirt. Johann Georg Spiegl verzeichnet 1774 die ihm und dem Vikar wechselnd aus 12 Höfen des Landgerichts Kufstein zustehenden Zehente an Weizen, Roggen, Gerste und Hafer, aber auch, daß darüber dem Hauptpfleger von Kling, dem Grafen v. Haßlang in Rosenheim, über jede Veränderung Rechenschaft zu legen ist. Die Familie Spiegl war weit über hundert Jahre auf dem Gasthof und Gut. Danach kam die Familie Volland und 1890 Hans Lechner. Da dieser mit der Postmeisterin Kreszenz Waltl verheiratet war, übersiedelte das Postamt über den Kirchplatz in sein Haus und schon 1896 in sein neu erbautes Haus in der Bahnhofstraße 11. 1900 kam das Postamt wieder zurück in die „Neue Post", wo nach Johann Huber dem Älteren nun Johann Huber der Jüngere der Hausherr war. Sein Ziehsohn Andrä Lenk, verheiratet mit Rosa Spiegl, wurde 1936 Wirt und Bauer. Als langjähriger Pfarrkirchenratsobmann und Gemeinderat erwarb er sich in schwierigen Zeiten große Verdienste um Wörgl. Fr. Haus-Nr.: K.-Wörgl 53, Salzburger Straße 1.
Ein Auszug aus dem Buch - Wörgl Ein Heimatbuch von Josef Zangerl, Text von Hans Gwiggner
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