Waren regelmäßige Landungsplätze für die Innschifffahrt ohnehin Vorrecht der Städte Kufstein und Rattenberg, so befand sich zumindest der Landeplatz in Kastengstatt für das Bergwerk in Kitzbühel und die Kohle aus Häring in unmittelbarer Nähe von Wörgl. Damit war Wörgl zwar an dem bis Mitte des 19. Jahrhunderts regen Frachtverkehr auf dem Inn nicht unmittelbar beteiligt, profitierte aber wohl in einer Weise davon, die man mit einem heutigen Terminus als Umwegrentabilität umschreiben könnte, wenn erzählt wird, „daß sich die durstigen Kehlen der Schiffer beim ,Schachtnerwirt' gerne gelabt haben sollen". Es ist durchaus vorstellbar, daß auch andere Wörgler Betriebe von den Schiffsleuten frequentiert wurden, die ganz einfach nicht gekommen wären, hätte es keine Innschiffahrt oder keinen Anlegeplatz in der Nähe gegeben. Auch das Schopperhandwerk, also jenes der Innschiffbauer und Schiffsleute, das in Wörgl bis ins 19. Jahrhundert hinein zumindest vertreten war, ließ Wörgl indirekt am Frachtverkehr auf dem Inn Anteil nehmen, wenn auch in weit geringerem Ausmaß als andere Orte. Und auch „Schiffmeister", frühe Fuhrwerksunternehmer, und die von ihnen beschäftigten Schiffknechte, welche wiederum die Zugpferde der Flöße am Inn entlang führten, gab es zwar ebenfalls in Wörgl, aber die Einheimischen fanden eher als Roßknechte bei Transporten vom und zum Fluß Verwendung.
In diesem Zusammenhang soll auch die Überquerung des Inns nicht unerwähnt bleiben. Nun würde sich wohl lächerlich machen, wer die Innüberfuhr als „Transportunternehmen" darstellen würde, aber doch wurde die einsetzende Amtsmüdigkeit von Sepp Leiminger, dem letzten Fährmann von Tirol, von vielen Seiten mit Wehmut betrachtet. Aber auch hier war es wohl eher ein Zusatznutzen, den man nicht missen wollte, als von dem Verlust der Innfähre folgendermaßen gewarnt wurde: „Denn die Überfuhr mit dem Inn gehört zu den Sympathiebildern der Fremdenverkehrswerbung von Wörgl, Unterangerberg und Angath." Diese Befürchtungen bestanden zurecht, denn der Innsteg kann seit 1982 wohl das Transportproblem lösen, aber das Flair der alten Überfuhr kann er eben nicht ersetzen.
So sollte diese Überfuhr nach Angerberg zwar die letzte, nicht aber die erste in der Nähe von Wörgl sein. „Schon seit Menschengedenken" war ein Stück flußaufwärts an der Gemeindegrenze zu Kundl das Anwesen „Zu Mosen im Tal" an beiden Seiten des Inns angesiedelt, mit Haus am linken und Stall am rechten Ufer, also brauchte es eine Fähre zur Bewirtschaftung. Später wurden dann Gleitseile montiert und Überfuhren von großen Holzlasten oder Vieh durchgeführt, wofür vom Fährmann auch eine Prüfung abgelegt werden mußte. Ob diese Überfuhr von Mosen im Tal bis Söcking die Vorgängerin der Fähre von Sepp Leiminger war, darüber gehen die Meinungen auseinander. Eine weitere Fähre, die ein Stück flußabwärts beim Aichererbauern operierte, war es sicher nicht.
Text von Herbert Werlberger aus "Wörgl Ein Heimatbuch" Edition Josef Zangerl.