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Dr. Weitlaner Paul

weitlaner

Dr. Paul Weitlaner, gemalt von Wilfried Kirschl, Öl auf Leinwand 85 x 70 cm

Die Familie Weitlaner stammte aus dem Pustertal, wo Paul Weitlaner am 11. September 1884 in 39039 Niederdorf geboren wurde. Um die Jahrhundertwende zog die Familie nach Wörgl, wo der Familienvater bei der Bahn eine bescheidene Anstellung fand. Der begabte Sohn Paul Weitlaner studierte dann in Innsbruck Sprachwissenschaft und Geschichte und promovierte 1919 zum Doktor der Philosophie.

Nach Lehrtätigkeiten in Innsbruck folgte er 1929 einer Berufung als Professor an die Handelsakademie in Linz, der er später auch als Direktor vorstand. In der oberösterreichischen Landeshauptstadt wurde er in den 30er Jahren in den Gemeinderat gewählt und bekleidete dort bis zum Umbruch 1938 die Stelle eines Fürsorgestadtrates. Wegen seiner patriotisch-österreichischen Gesinnung war er in den NS-Zeit mehrere Monate im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Anschließend verdiente er sich bis zum Kriegsende seinen Lebensunterhalt als Versicherungsvertreter und mit Gelegenheitsarbeiten. Nach dem Kriegsende war er wiederum für einige Jahre als Direktor an der Bundeshandelsakademie in Linz tätig und kehrte nach seiner Pensionierung in seine Wahlheimat Wörgl zurück, wo er seinen mit wissenschaftlichen Arbeiten ausgefüllten Lebensabend verbrachte.
Über seine beruflichen Tätigkeiten hinaus hat sich Weitlaner stets auch mit kulturellen Aufgaben und heimatkundlichen Forschungen befasst. Von bleibendem Wert für Wörgl ist vor allem die von ihm verfasste, im Auftrag der Gemeinde herausgegebene Festschrift zur Markterhebungsfeier am 13. August 1911 "Die Marktgemeinde Wörgl" mit Beiträgen über die Anfänge der Siedlung, den Ortsnamen, die Pfarrgeschichte, das Schulwesen, die Heimatgeschichte, die Volkskunde, die Höfe-Chronik und die Entwicklung Wörgler in den letzten 50 Jahren.
Anlässlich der Stadterhebung war es 40 Jahre später wiederum Weitlaner, der die Festschrift im Auftrag der Gemeinde gemeinsam mit anderen verfasste und redigierte.
Beide Festschriften sind leider schon seit Jahrzehnten vergriffen. Weitlaners Werk "Heimat Wildschönau" (1952 - Schlern-Schriften, Bd. 218) stellt eine vielseitige heimatkundliche Erforschung unserer Nachbargemeinde Wildschönau dar. Auch für das "Kufsteiner Buch" (1957) hat Weitlaner wertvolle Beiträge geliefert. Vorarbeiten sowohl für ein Kirchbichler Heimatbuch als auch für ein Wörgler Heimatbuch blieben leider im Entwurfsstadium stecken. Die losen Aufzeichnungen wurden aus Unverständnis nach dem plötzlichen Ableben Weitlaners auf eine Müllhalde befördert.
Weitlaner fungierte auch als Obmann des neu gegründeten Kulturausschusses von Wörgl, welcher mit den verschiedensten Vorbereitungen für die Feierlichkeiten der Stadterhebung 1951 betraut war. Als Förderer bildender Künstler sowie von Musik- und Gesangsgruppen, als Initiator zur Errichtung der Musikschule und Kunstmäzen der Wörgler Schulen fand er nicht immer das entsprechende Verständnis und zog sich später mehr und mehr aus dem Wörgler Kulturleben in den Kreis seiner akademischen Freunde in Innsbruck zurück.
Für seine wissenschaftlichen Verdienste erfuhr er 1965 die Ehrung durch den Akademischen Senat der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck durch Eintragung in das Ehrenbuch und Verleihung des Ehrenzeichens "Excellenti in Litteris". Ebenso bedankte sich die Stadt Wörgl bei ihrem Heimatforscher und Gönner 1965 mit der Verleihung des Ehrenrings. Auch die Dr.-Paul-Weitlaner-Straße in der Bodensiedlung erinnert an den für die Heimatforschung so bedeutsamen Bürger.
Weitlaner verstarb nach einem Spaziergang einsam in seiner Wohnung
am 6. Juli 1968.
Verdienste: Festschrift zur Markterhebungsfeier "Die Marktgemeinde Wörgl" 1911. Festschrift zur Stadterhebung 1951. Initiative zur Errichtung der Wörgler Musikschule
Auszeichnungen: Ehrenring der Stadt Wörgl. Nach Dr. Paul Weitlaner wurde in Wörgl eine Straße benannt.
Quellen: Josef Zangerl - Wörgl - ein Heimatbuch, S. 476

Die Arme-Seelen-Sage wurde von Hans Federer in seinem Heimatschriftchen mit Bezug auf die Festschrift zur Markterhebung von Dr. Paul Weitlaner abgedruckt.
Text
Im Walde des Weilers Lahntal unweit von Wörgl war einst ein armer Holzhauer beschäftigt, der ebenso fromm wie heiteren Sinnes war. Jedermann bot er mit fröhlicher Miene den frommen Weggruß: "Gelobt sei Jesus Christus" und tat das zum Heile der armen Seelen. Wenn ihm aber ein Wanderer darauf nicht antwortete, so rief der Holzhauer wohl manchmal spottend aus: "Wo willst du hin, verlorne Seel'? Bist du vielleicht ein Jud?" Bei seiner Arbeit pfiff und sang der der Holzhauer, dass es gar lustig durch den Wald hinschallte.
Es kam die Mittagsstunde, der Mann ließ die Axt ruhen, sprach einen Segen und begann sein schlichtes Mahl zu verzehren, das aus einem Stück trockenen Brotes bestand, welches er mit dem kühlen Trunke aus einer nahen Quelle befeuchtete, aus der er mit hohler Hand schöpfend seinen Durst löschte.
Da vernahm er nahe bei sich ein tiefes Seufzen. Er horchte auf. "Gelobt sei Jesus Christus!" rief der Holzhauer. "Und in Ewigkeit!" klang es in einem schauervollen Ton zurück - und zugleich wurde jener einer uralten, verschrumpften, zitternden Menschengestalt ansichtigt, die so grau war, wie ein bemooster Baumstamm - und seufzend sprach: "Ewigkeit, Ewigkeit."
"Wer bist du? Was willst du?" fragte der Holzhauer und die Gestalt seufzte: "Oh, oh! Du konntest mich erlösen und hast es nicht getan; du hast mich nicht angesprochen. Siehe, wie diese Tanne hier am Boden liegt, gefällt von deiner Hand - wie sie Zapfen trägt! Aus einem dieser Zapfen muss ein Samenkorn fallen, Wurzeln schlagen, Baum werden, stark werden, gefällt werden, eine Wiege daraus gezimmert werden - und erst das Kind, das in dieser Wiege gewiegt wird - erst das kann mich erlösen. So lange muss ich Pein leiden, so lange noch, oh so lange, o Ewigkeit!"
Mit diesen Worten verschwand die Gestalt und dem Holzhacker lief es kalt über den Nacken. Er pfiff und sang nicht wieder, aber sprach jeden Tag mehr al ein Vaterunser zum Heile der armen Seelen und dadurch zu seinem eigenen Seelenheile.
Quellen Dr. Paul Weitlaner - Die Marktgemeinde Wörgl

Der Schatz im Lechnerschloss
Diese Sage stammt aus dem Wörgler Heimatschriftchen Nr. V. "Sagen und Brauchtum" von Hans Federer.
Immer wieder hört man das Gerücht, dass in den Ruinen der Wörgler Wehrburg Schätze, Waffen oder andere Wertgegenstände gefunden wurden.
Text
Unter den Trümmern des Lechnerschlosses, heute Wehrburg genannt, ist ein großer Schatz verborgen. Wer denselben findet, wird der reichste Mann weit und breit.
Ein alter Pinnersdorfer Wirt machte sich vor Zeiten daran, den Schatz zu heben. Er grub und grub und siehe, seine Mühe verlohnte sich. Er fand viele Kisten, gefüllt mit schwerem Golde.
Eilends ging er nach Hause, um sein Gespann zu holen; aber des Goldes gab es in so großer Menge, dass er mit der ersten Fuhre nur einen Teil heimfahren konnte. Als er zurück kehrte, war der ganze Schatz verschwunden. Aber der Pinnersdorfer Wirt hatte bereits so viel Gold in Sicherheit gebracht, dass er sein Haus neu bauen und zu einem der schönsten in der ganzen Gegend machen konnte.
Quellen Mitteilung des Lechnerbauern - "Die Marktgemeinde Wörgl" von Dr. Paul Weitlaner

Die Sage vom Hexenliendl wurde erstmals in der Festschrift zur Markterhebung "Die Marktgemeinde Wörgl" von Dr. Paul Weitlaner veröffentlicht. Hans Federer nahm sie in sein Wörgler Heimatschriftchen V "Von Sagen und Brauchtum" neu auf.
Text
Der Hexenliendl aus dem Brixentale war bekannt als Bauerndoktor und Hexenmeister. Wenn er zu krankem Vieh gerufen wurde, zog er ein altes Büchlein aus dem Sack, machte seine Zeichen oder gab ein Hexenkräutlein ein, das immer half. Wenn er beim Bechlwirt mit offenen Augen auf der Ofenbank lag und fest schlief, redete er oft Dinge, die sich bald darauf erfüllten. Er prophezeite die Eisenbahn: "Sobald durchs Brixental der große, schwarze Wurm kriecht, kommt eine andere Zeit."
Ein reicher Mann in Bayern hatte seine Frau durch den Tod verloren und hätte sie gerne wieder einmal gesehen. Man wies ihn zu dem Hexenliendl nach Tirol. Dieser sagte: "Sehen kannst du sie, aber reden darfst du kein Wort, sonst sind wir beide verloren." Er macht die Stube finster und beschwor die Frau. Wirklich schwebte die Gestalt, hell erleuchtet, aus dem Dunkel, verschwand aber bald wieder.
Herr Esterhammer, damaliger Schachtnerwirt, erzählte vom Hexenliendl noch folgendes:
Der Hexenliendl war auch einmal beim Rainerbauern in Wörgl bedienstet. Vor den Weihnachtsfeiertagen verschwand er auf kurze Zeit. Niemand wusste, wohin er gegangen. An einem der heiligen Tage trat ein Mann zur Bäuerin in die Stube und bot ihr - mitten im Winter - frische Kirchen an. Die Bäuerin erschrak und erkannte in ihm sofort ihren Knecht. Der Hexenliendl verschwand wieder. Als er nach einigen Tagen zurück kehrte und ihn die Bäuerin um Aufschluss in der rätselhaften Sache befragte, beteuerte er, nichts davon zu wissen.
Der Hexenliendl (Leonhard Schipflinger) starb 1873 zu Itter.