Der Fuchsweg - wandern und Natur erleben
Warum in die Ferne schweifen – sieh, das Gute liegt so nah! Das trifft in besonderer Weise auf einen Wanderweg im Süden Wörgls zu, den Fuchsweg. Sein Namensgeber ist allerdings nicht der pelzige Vierbeiner, sondern der Erbauer des Steiges, von dem heute nur mehr ein Teil zum entspannten Wandern im Wald einlädt: Johann Fuchs.
Viel verraten die Archive nicht über jenen Mann, der sich selbst mit Schaufel und Pickel aufmachte und sich im Gelände über dem Talboden seinen Weg durch die Wälder und Schluchten im Süden Wörgls bahnte und damit eine Attraktion für den gerade aufkeimenden Tourismus in Wörgl Ende der 1920er und zu Beginn der 1930er Jahre schuf. Mit der Elektrifizierung der Eisenbahn 1927 endete das rauchende, luftverschmutzende Anheizen der Dampflokomotiven für die Fahrt über den Brenner. 1931 wurde das Heizhaus ganz geschlossen. Mit der deutlich besseren Luftqualität besserten sich auch die Aussichten für den neuen Wirtschaftszweig, der Skitouristen im Winter und wandernde Bergfreunde im Sommer in zunehmender Zahl anlockte.
Am 23. Dezember 1877 erblickte Johann Fuchs im Nachbarort Hopfgarten das Licht der Welt. Sein Job bei der Eisenbahn war wohl der Grund dafür, dass er sich 1907 in Wörgl niederließ und hier mit seiner Frau Theresia eine Familie gründete, die bis 1915 um fünf Töchter anwuchs. Als Bahnrichter war er Vorarbeiter jener Bahnbediensteten, die mit der Ausführung der Bahnunterhaltungsarbeiten betraut waren.
Als der ebenfalls aus Hopfgarten stammende Eisenbahner Michael Unterguggenberger 1931 mitten in der Weltwirtschaftskrise Bürgermeister von Wörgl wurde und für die Umsetzung seines Freigeld-Nothilfeprogrammes verlässliche Leute suchte, war für ihn klar: Johann Fuchs, bei der Bahn mittlerweile pensioniert, ist auf den Infrastruktur-Baustellen ein wertvoller Mitarbeiter, der auch hier seine Vorarbeiter-Qualitäten einbrachte.
Der heutige Fuchsweg umfasst eine Strecke von 7,1 Kilometer entlang des Fußes der Möslalm vom Café Berghäusl bis zum Gasthof Hauserwirt in Wörgl-Boden. Die Wanderung führt über eine Höhendistanz von rund 150 Metern bei einer Gehzeit von 3 Stunden bis in rund 700 Meter Seehöhe. Der Fuchsweg zweigt bei der ersten Kehre des Möslalm-Forstweges ab und windet sich von dort als schattiger Waldpfad oberhalb der Wörgler Ortsteile Mayrhofen und Wörgler Boden bis zum Riederberg, von dort entlang von Fahr- und Forstwegen über den Pfaffenberg bis zum Ortsteil Weiler Haus. Sportliche Wanderer können den Rückweg über den Achenweg nach Wörgl antreten. Wochentags steht mit den Citybus-Linien 1 bis Wörgl-Boden und 4 bis Einöden eine günstige Möglichkeit zur Rückfahrt nach Wörgl sowie an allen Wochentagen die Bahn ab der Haltestelle Bruckhäusl sowie Regio-Busse zur Verfügung.
Weitaus spektakulärer als dieser Waldpfad waren die neuen Tourismus-Attraktionen in Wörgl in den 1930er Jahren, bei deren Bau Johann Fuchs beteiligt war: Zum Freigeld-Bauprogramm zählte 1932 die Errichtung der Sprungschanze am Fuß des Hennersberges sowie der Bau eines 1,2 km langen Schluchtensteiges in die Aubachklamm, der verfallen und heute nicht mehr begehbar ist. Die neu angelegten Wanderwege wurden mit 120 Ruhebänken ausgestattet. Johann Fuchs leitete Bautrupps und war auch für die Auszahlung der Wochenlöhne mit Arbeitswertscheinen verantwortlich.
Wann genau mit dem Bau des Fuchsweges begonnen wurde, darüber liegen keine Aufzeichnungen vor. Beendet waren die Arbeiten jedenfalls 1933, als sich Johann Fuchs gemeinsam mit Oberlehrer Hubert Ascher und Altbürgermeister Sepp Gollner zur Inspektion des Bauwerkes auf den Weg machte.
Fuchs war auch später noch für die Gemeinde im Einsatz. Er wirkte 1947 im Friedhofsausschuss mit, nahm an Sitzungen teil und übernahm Arbeiten. Bei der Aufstellung der Nepomukstatue bei der Wörgler Bachbrücke 1950 wurde Fuchs mit den erforderlichen Arbeiten betraut, seit ihrer Restaurierung steht die Heiligen-Statue im Wörgler Heimatmuseum.
Drei Jahre nach dem Tod seiner Frau starb Johann Fuchs am 16. März 1956. Im Wörgler Waldfriedhof fand er mit Gattin Theresia die letzte Ruhestätte, in die auch seine Tochter Theresia und seine jüngste Tochter Katharina Nussbaumer und deren Gatte Karl gebettet wurden.
ZUR ERHOLUNG IN DEN WALD
Augen auf und raus in die Natur, deren Wunder vor unserer Haustüre beginnen. Der Fuchsweg führt direkt hinein – ob im Frühjahr der Duft der ersten Frühlingsboten wie Leberblümchen, Huflattich, Primeln oder Frühlingsknotenblumen, das Schauspiel der Frosch-Hochzeit beim Fluckinger-Bach oder das Sprießen des jungen Grüns an den Bäumen. Im Sommer lässt sich hier bei Regen der Feuersalamander blicken, plätschernde Bächlein erfrischen und bei brütender Hitze in der Stadt lädt der schattige, kühle Wald zur Auszeit. Im Herbst entfaltet der Wald seine ganze Farbenpracht und im Winter verraten die Spuren im Schnee die Anwesenheit von Rehen, Hasen und Füchsen.
Der Fuchsweg bietet vielfach interessante Ausblicke ins Tal zu geschichtsträchtigen Orten und dank noch aktiver Bauern die Möglichkeit, Tiere wie Hochland-Rinder beim Fluckinger, Schafe beim Tanzlhof oder Pferde auf der Riederwiese zu beobachten. Bei einem Abstecher zum Biohof Pinnersdorf samt Hofladen lassen sich außer zur Almzeit sogar Yaks bestaunen. Kultur-Interessierte finden entlang des Weges auch Einkehrorte: die über einen kurzen Abstecher erreichbare, um 1800 errichtete Doagl-Kapelle mit ihrem schönen Ausblick über Wörgl und einem schattigen Rastplatz unter einer großen Eiche. Die 1831 erbaute Hubertus-Kapelle beim Biohof Pinnersdorf und die Herz-Jesu-Kapelle im Ortsteil Haus bei der Endstation des Fuchsweges, auch Hauser Kapelle genannt, mit deren Bau 1896 begonnen wurde. 1898 gestaltete der bekannte Kirchenmaler Virgil Groder den Innenraum im Nazarener-Stil.
Wer am Pfaffenberg nicht auf dem Forstweg zum Hauserwirt absteigen will, kann die Fuchsweg-Wanderung bis zum Bruggberg verlängern. Als Belohnung wartet ein wundervoller Panorama-Blick auf den Wilden Kaiser, Schloss Itter und das Brixental. Eine Schneise im Wald gibt den Blick frei auf den zugewucherten Burghügel der verfallenen, sagenumwobenen Wörgler Wehrburg. Der Abstieg über den Bruggbergweg endet ebenfalls im Ortsteil Weiler Haus.
FUCHSWEG ATTRAKTIVIEREN
Um die Erhaltung des Fuchsweges kümmert sich der Tourismusverband Ferienregion Hohe Salve. Im vergangenen Jahr startete ein Projekt zur Attraktivierung des talnahen Wanderweges, der sich als Ausflugsziel für die ganze Familie eignet. Heimatmuseumsverein wie auch der Verein LA21 Bruckhäusl aktiv unterstützen das Anliegen, den Fuchsweg als geschichtlichen Themenweg zu gestalten und dazu entsprechende schriftliche sowie Online-Information zu bieten. Im Frühjahr 2017 fanden bereits Begehungen statt. Der TVB erneuerte daraufhin die Beschilderung und stellte auch schon neue Ruhebänke auf.