am Inn zwischen Wörgl und Angerberg
Waren regelmäßige Landungsplätze für die Innschifffahrt ohnehin Vorrecht der Städte Kufstein und Rattenberg, so befand sich zumindestens der Landeplatz in Kastengstatt für das Bergwerk in Kitzbühel und die Kohle aus Bad Häring in unmittelbarer Nähe zu Wörgl. Damit war Wörgl zwar an dem bis Mitte des 19. Jahrhunderts regen Frachtverkehr auf dem Inn nicht unmittelbar beteiligt, profitierte aber wohl in einer Weise davon, die man mit dem heutigen Terminus als Umwegrentabilität beschreiben könnte, wenn erzählt wird, dass die durstigen Kehlen der Schiffer beim Schachtnerwirt gerne gelabt haben sollen. Es ist durchaus vorstellbar, dass auch andere Wörgler Betriebe von den Schiffsleuten frequentiert wurden, die ganz einfach nicht gekommen wären, hätte es keine Innschifffahrt und keinen Anlegeplatz in der Nähe gegeben. Auch das Schopperhandwerk, also jenes der Innschiffbauer und Schiffsleute, das in Wörgl bis ins 19. Jahrhundert hinein zumindestens vertreten war, ließ Wörgl indirekt am Frachtverkehr auf dem Inn Anteil nehmen, wenn auch in weit geringerem Ausmaß als andere Orte. Und auch "Schiffsmeister", frühe Fuhrwerksunternehmer, und die von Ihnen beschäftigten Schiffsknechte, welche wiederum die Zugpferde der Flöße am Inn entlang führten, gab es zwar ebenfalls in Wörgl, aber die Einheimischen fanden eher als Roßknechte bei den Transporten vom und zum Fluss Verwendung.
In diesem Zusammenhang soll auch die Überquerung des Inns nicht unerwähnt bleiben. Von Peter Laiminger gibt es bereits von 1916 Aufnahmen der Innfähre. Er starb 1944. Nun würde sich wohl lächerlich machen, wer die Innüberfuhr als Transportunternehmen darstellen würde. aber doch wurde die einsetzende Amtsmüdigkeit von Sepp Laiminger, dem Sohn von Peter und letzten Fährmann von Tirol, von vielen Seiten als Wehmut betrachtet. Aber auch hier war es wohl eher ein Zusatznutzen, den man nicht missen wollte, als von dem Verlust der Innfähre folgendermaßen gewarnt wurde: "Denn die Überfuhr mit dem Inn gehört zu den Sympathiebildern der Fremdenverkehrswerbung von Wörgl, Unterangerberg und Angath. Diese Befürchtungen bestanden zu Recht, denn der Innsteg kann seit 1982 wohl das Transportproblem lösen, aber das Flair der alten Überfahrt kann er wohl nicht ersetzen.
So sollte die Überfuhr nach Angerberg zwar die letzte, nicht aber die erste in der Nähe von Wörgl sein. Schon seit Menschengedenken war ein Stück flussaufwärts an der Gemeindegrenze zu Kundl das Anwesen "Zu Mosen im Tal" an beiden Seiten des Inns angesiedelt, mit dem Haus am linken und Stall am rechten Ufer des Inns, also brauchte es eine Fähre zur Bewirtschaftung, später wurden dann Gleitseile montiert und Überfuhren von großen Holzlasten oder Vieh durchgeführt, wofür vom Fährmann auch eine Prüfung abgelegt werden musste. Ob diese Überfuhr von Mosen im Tal bei Söcking die Vorgängerin der Fähre von Sepp Laiminger war, darüber gehen die Meinungen auseinander. Eine weitere Fähre, die ein Stück flussabwärts beim Aichererbauern operierte, war es sicher nicht.
Text aus "Wörgl Ein Heimatbuch" Edition Josef Zangerl.