10.05.1911 in Innsbruck, † 2000, von 1947 – 1973 Lehrerin an der Hauptschule Wörgl. Emmas Vater, Rochus Buratti, k.u.k.-Gendarmeriebeamter, stammte aus dem italienischen Trient, lernte die Kufsteinerin Paula Zangenfeind kennen und heiratete sie. 1911 kam Emma in Innsbruck auf die Welt und erlebte eine sehr bewegte Kindheit. 1920 siedelte die Familie nach Wörgl, Emma besuchte hier die Volks- und Bürgerschule, schließlich das Gymnasium in Kufstein. Ihrem innigen Wunsch nach, absolvierte sie die Lehrerinnen Bildungsanstalt in Innsbruck. 1947 kam sie schließlich in die Volksschule Wörgl und 1951 in die Mädchenhauptschule.
Die Hauptschullehrerin Emma Buratti schrieb anlässlich der Wörgler Stadterhebungsfeier 1951 auf Betreiben des damaligen Kulturreferenten GR Dr. Paul Weiltaner ihr erstes öffentliches Mundartgedicht, dem später noch viele folgen sollten.
Mei Homatstadt
Mei Hoamatstadt ist woitern kloan,
net in der Welt bekannt,
und decht dös liabste Platzl mir,
z'weitigst im ganzen Land.
Ringsumadum ragt's himmelauf
mit Fels'n, steil und hoch:
Da Koaser, d' Salv'', die Möslalm
d' Innberg und 's Sunnwendjoch.
Und doscht, wo' Bachei außerrauscht
so g'schaftig grean und blau,
die Straß' aufdurch zum Hennersberg
geht's eichi a d' Wildschnau.
Und wo die Sunn am Abend spat
zum Schlaf'n abifallt,
griaßt dunkl her von entern Inn
der Angerberger Wald.
Jed's Gasserl is mir so bekannt,
jed's Häusl, jeder Stall
und 's Glogg'ng'läut vom Kirchturm her
weit über Berg und Tal.
Hu g'sechn gar viel scheane Platz'
auf dera groß'n Erd'n.
Hätt' ningascht bleib'n mög'n auf die Läng,
dahoam nur bin i's gern.
Da hun i scho als kloanes Kind
die ersten Aufgabn g'macht
hu Glück und a viel Load erfahrn
da hun i's great und glacht.
Und mach i's oamoi, wenn Gott will,
für ganz die Augn zua,
noa bettet's mi, i bitt enk schön,
z'Wörgl zur ewigen Ruah!
Emma Buratti, 18. Juni 1951
Oft wurde sie um einen Vers zu besonderen Ereignissen gebeten: Für Klassentreffen, Hochzeiten, Bäuerinnenausflüge, bis zum Empfang berühmter Gäste - zahllose liebenswerte Grüße, Erinnerungen und Wünsche.
Ihr eigentliches literarisches Werk beinhaltet aber Gedichte, die vorwiegend aus Gefühlen heraus entstehen - aus ihrem Verhältnis zu Natur und Mitmenschen. Sie ist eine feinfühlige Beobachterin, die es versteht, ihre Gedanken in unsere Sprache umzusetzen. Einmal heiter, ja witzig, dann wieder ernst und besorgt, bleibt sie immer tiefsinnig. Für mich ist Emma Buratti eine Philosophin, die uns allen etwas zu sagen hat.
Die Bruggnhocker
Bruggnhocker hoaß's ins
gern seit alten Zeit'n,
und i kunnt' den g'spaßig'n Numm
schon a bißei deut'n.
Mitt'n durch die Wörglerstadt
rauscht da Bach recht munter.
Von vergang'ne, alte Tag'
viel dazählen kunnt er.
Übern Bach hat g'füahrt a Brugg'
mit an'n hülzern G'lander,
und da droff send halt oft g'huckt
die Bursch'n und die Mander.
Da hat's was zum Ratsch'n geb'n
und wohl a zum Lach'n,
da san word'n abdiskutiert
alle wichtig'n Sach'n!
Politik und was ma hat
in da Zeitung g'les'n,
Geld und G'schäft und Weiberleut
und 's Gemeindewes'n.
G'lander hat die Brugg'n heut
koans mehr aufzuweis'n.
Für'n Verkehr nur is sie baut
aus Beton und Eis'n.
Wo s' iatz g'scheit san, d'Manderleut,
woaß i net guat z'sag'n.
Muaßt es eppa selber wohl
irgndwo dafrag'n.
Sunnseitig - Heiteres und Weiteres aus Alt-Wörgl
Im Jahr 2001 gab Josef Zangerl ein Büchlein heraus, das auf 110 Seiten Gedichte, Anekdoten, Geschichten und Erinnerungen aus dem alten Wörgl vermittelt. Das Buch ist ein Schatzkistchen kleiner Dinge, die Wörgl geprägt haben und liebenswert machen. Die Illustrationen und die Umschlagseite stammen von Rudolf Trawöger.
Autoren sind neben dem Herausgeber auch Beda Weber, Emma Buratti, Rudolf Ostermann, Hans Hömberg, Anna Hausberger, Johann Maier, Josef Rudolf Schuegraf und Elisabeth Lapper.
’s neue Jahr
Freundlich begrüaßt von überall mit Glogg’nläut'n und Böllerknall hat si heut Nacht auf der ganz’n Welt wieder a neues Jahr eing'stellt.
Ernst und verschloss’n ’s junge G‘sicht,
hat si's für a Bois zum Bleib’n ug‘rieht’t,
für ganze dreihundertfünfasechz'g Tag’. -
Was’s eppa anan niad'n bringen mag?
Mia schaug’n eahm erwartungsvoll entgeg'n,
wünsch’n all’s Guate, bet’n um Seg’n, und is deckt jed’m sei Toal schon be¬stimmt,
muaß jeder nemma, was für eahm kimmt.
Is’s a Freud oder is's a Traurigkeit, Kummer und Sorg’n zu eahnara Zeit, a Heirat, a Krankheit, die letzte Roas’? -
Wia guat, daß dös grad oaner woaß!
1985 erschien im Eigenverlag der Stadtgemeinde Wörgl das Büchlein
"EMMA BURATTI MUNDARTGEDICHTE"
mit Zeichnungen von Helmuth Ascher.