Komm.Rat. Martin Pichler, Schneidermeister, Bürgermeister von 1934 – 1938
Martin Pichler wurde am 4. November 1882 in Hall geboren.
Im Jahr der Markterhebung 1911 kam er nach Wörgl,
wo er eine Schneiderwerkstätte eröffnete und als Mesner
für die Pfarrgemeinde tätig war.
1919 kam er in den Wörgler Gemeinderat, 1929 wurde er darüber hinaus
Abgeordneter zum Tiroler Landtag und später dessen 1. Vizepräsident.
Nach den Februar-Unruhen 1934 und dem Verbot der Sozialdemokratischen
Partei wurde Pichler als Regierungskommissär für Wörgl bestellt und
leitete die Geschicke der Gemeinde bis zum Einmarsch der deutschen Truppen
im März 1938.
Pichler bemühte sich besonders um die Wiederankurbelung der heimischen
Wirtschaft nach der großen Depression, förderte den Fremdenverkehr und
den Straßenbau und iniitiierte den Bau der Wörgler Kaserne.
Unterstützung bekam Pichler beim damaligen Bundeskanzler
Dr. Kurt von Schuschnigg, dem der Gemeinderat von Wörgl 1937
die Ehrenbürgerschaft verlieh.
Nach dem Krieg im Mai 1945 wurde Pichler von der Wörgler
Widerstandsbewegung wiederum als Bürgermeister eingesetzt.
Besonders problematisch war die Versorgung und Unterbringung von
Heimkehrern und durchziehenden ehemaligen Soldaten und Flüchtlingen.
Auch die Besatzungssoldaten - anfangs Amerikaner und wenige Monate
später Franzosen - mussten ebenfalls untergebracht werden.
Lebensmittel waren knapp und mussten rationiert werden.
Gleichzeitig galt es, den Bombenschutt aus der Gemeine zu entfernen
und den Wiederaufbau einzuleiten.
Als Vizepräsident des Tiroler Landtages stellte er den Antrag,
die Marktgemeinde Wörgl zur Stadt zu erheben, was auf einstimmigen
Beschluss am 19. August 1951 feierlich geschah.
Komm.Rat. Martin Pichler verstarb nach kurzer schwerer Krankheit
am 15. Juni 1953, nur wenige Monate nachdem ihn seine Heimatstadt
am 27. Februar 1953 mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet hatte.