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Kanzler-Biener-Straße

Die Kanzler-Biener-Straße führt von der Innsbrucker Straße (B170) bis zur
Eissteinstraße und dann noch ein Stück weiter als Sackgasse. Sie wird im
Volksmund auch "Bauernstraße" genannte, weil hier fast im Zentrum der Stadt
noch einige alte Bauernhöfe eine ländliche Idylle erhalten haben.
Von 1625 bis 1632 regierte in Tirol Erzherzog Leopold V. Seine Gemahlin war
Claudia von Medici, eine Prinzessin von Toskana. Aus ihrer Ehe stammten
zwei Söhne, Ferdinand Karl und Siegmund Franz und zwei Töchter.
Nach dem Tode Leopolds (1632) übernahm Kaiser Ferdinand 11. die
Vormundschaft über die damals noch unmündigen tirolischen Prinzen,
überließ jedoch die Regierung der Witwe, Erzherzogin Claudia, der
Wilhelm Biener (geboren 1585 zu Amberg in der Oberpfalz) als Kanzler,
d.h. als erster Minister, tätig und treu zur Seite stand.

Claudias Regierung fällt in die unheilvolle Zeit des Dreißigjährigen
Krieges. Im Jahre 1646 übertrug Erzherzogin Claudia die Regierung ihrem
unterdessen volljährig gewordenen Sohn Ferdinand Karl. Dieser hatte seine
Erziehung teils in Innsbruck, teils am mediceischen Hofe zu Florenz genossen,
wo er die Prinzessin Anna von Medici kennengelernt hatte, mit der er sich
später vermählte.

Er hegte eine besondere Vorliebe für Ausländer, welche die Jugend des
Fürsten arg mißbrauchten. So kam es, daß dieser Tiroler Fürst mitschuldig
wurde an einem sehr ungerechten Urteilsspruch.

Den Ränken der Höflinge fiel nämlich der treue Ratgeber der Mutter
Ferdinands, Kanzler Biener, der als gerader, offener Mann ihrem Treiben
am Hofe im Wege stand, zum Opfer. Solange Claudia lebte, konnten sie ihm
nicht beikommen; nach ihrem Tode war es ihnen aber ein leichtes,
den verdienstvollen Kanzler zu stürzen und zu vernichten.

Biener war von seinen Feinden verschiedener Verbrechen,
des hochverräterischen Spottes gegen die Landesfürstin Claudia,
der Veruntreuung öffentlicher Gelder und der Verheimlichung wichtiger
Urkunden beschuldigt und förmlich angeklagt. Er wurde gefangengenommen
und auf die Festung Rattenberg gebracht. Dann wurde Biener durch zwei
italienische Richter verhört und ohne ordentliche Beweisführung zum Tode
verurteilt.

Biener schickte an den Erzherzog eine triftige Verteidigungsschrift;
leider umsonst. - Die schlauen Feinde Bieners wußten den jugendlichen
Herzog zu betören und die Begnadigung des Kanzlers zu hintertreiben,
bis es zu spät war. Wilhelm Biener wurde am 17. Juli 1651 in Rattenberg
enthauptet. Er ging mannhaft wie ein Held in den Tod.
Hans Federer - Wörgler Heimatschriftchen - I. Die Gemeinde