Der Wörgler Gemeinderat hat kürzlich den unbenannten Straßenbereich
hinter dem Café ums Eck auf Josef-Zangerl-Straße getauft. Josef Zangerl
(1921-2003) führte 20 Jahre lang die Wörgler Traditionsbuchhandlung
Zangerl in zweiter Generation und veröffentlichte 1998 das "Wörgler
Heimatbuch", das auf rund 500 Seiten die Geschichte der Stadt Wörgl aus
verschiedenen Blickwinkeln darstellt. Zudem war der Ehrenzeichenträger
jahrelang im Gemeinderat der Stadt Wörgl aktiv.Josef Zangerl wird 1921
kommt als erstes von fünf Kindern des aus dem Paznaun nach Wörgl
übersiedelten Buchbinders Josef Zangerl und dessen aus einem
gutbürgerlichen Wörgler Hause stammdnen Gattin Maria, geborene Mayr,
die als Blindenlehrerin arbeitete, auf die Welt. Er besucht das Rupertinum
in Salzburg und möchte ursprünglich Priester werden. Aber die NS-Behörden
schließen das katholische Gymnasium und Josef muss einrücken. Zuletzt
kämpft er an einer Eisenbahner-Flak vor Hamburg.Als am 22. Februar
1945 sein Elternhaus in Wörgl bombardiert wird und dabei seine Mutter
und seine Schwester Maria mit der 5jährigen Cousine Hedwig Mayr ums
Leben kommen, bekommt er Heimaturlaub, kann jedoch nur mehr am
bereits geschlossenen Grab seiner Familienmitglieder stehen.Bewegt
durch diesen Schicksalsschlag schließt sich Josef Zangerl noch in den
letzten Kriegstagen den Wörgler Freiheitskämpfern unter der Führung
von Rupert Hagleitner an, wird von der Gestapo verhaftet aber bald
wieder frei gelassen. Ein NS-kritisches Flugblatt, das er verfasst hat,
kann rechtzeitig vernichtet werden, sodass man nichts Belastendes
bei ihm findet. Noch am 4. Mai 1945 kommt es in Wörgl wegen eines
Waffenlagers, das auch von Zangerl bewacht wird, zu einer Schießerei
mit der SS. Das Lager wird dabei konfisziert. Zangerl bleibt zeitlebens
ein erbittereter Kriegsgegner und Pazifist. Josef Zangerl übernimmt nun
gemeinsam mit seinem Vater die Geschäftsführung der väterlichen
Buchbinderwerkstatt und der Buchhandlung mit Schreib- und Spiel-
warenverkauf, die seine Mutter geleitet hatte. Er steigt bald für die ÖVP
in den Wörgler Gemeinderat ein, dem er bei der Stadterhebung 1951
bereits angehörte. Als Mitglied des Wörgler Stadtrats ist er damals
wahrscheinlich der jüngste in Tirol. Er engagiert sich ab diesem Zeit-
punkt auch für die Wörgler Geschichte und ist führend dafür verantwortlich,
dass auf Anregung von Bürgermeister Herbert Strobl das Wörgler Heimat-
museum 1980 wiedergegründet werden kann. So wird er auch Gründungs-
obmann des Wörgler Heimatmuseumsvereins, dem er viele Jahre lang vorsteht.
1998 gab er das bisher umfangreichste und detaillierteste Buch über die
Wörgler Geschichte im Eigenverlag heraus - "Wörgl - ein Heimatbuch".
Auf über 500 illustrierten Seiten beleuchtet er gemeinsam mit zahlreichen
kompetenten Mitautoren alle denkbaren Facetten in der Entwicklung der
jungen Stadt. Josef "Pepi" Zangerl war bei der 50-Jahre-Jubiläumsfeier der
Stadterhebung 2001 im Wörgler KOMMA als einziges noch lebendes Mitglied
des damaligen Gemeinderats persönlich dabei und wurde von Bürgermeister
Arno Abler für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Stadt Wörgl bedankte sich
bei Pepi Zangerl für sein umfassendes Engagement mit der Verleihung des
Ehrenzeichens.