Die KR-Martin-Pichler-Straße zweigt von der Bahnhofstraße ab und führt bis
zur Poststraße, wo sie in Verlängerung durch den Tunnel unter der Bahn zur
Ferdinand-Raimund-Straße, zur Franz-Grillparzer-Straße und zum Ortsteil
Gießen weiterführt. Ein Teil vor dem Seniorenheim ist nicht befahrbar,
sodass man hier über die so genannte Kundlerschmiedbrücke bis zum
Kreisverkehr Seniorenheim auf die Augasse ausweichen muss.
Seitenstraßen sind neben dieser die Wimpissingergasse und die
Fritz-Atzl-Straße.
Früher hieß die KR-Martin-Pichler-Staße Viehmarktstraße, weil hier
die regelmäßigen Viehmärkte abgehalten wurden.
KR Martin Pichler war Bürgermeister der Stadt Wörgl.
Martin Pichler wurde am 4. November 1862 in Hall geboren.
Im Jahr der Markterhebung 1911 kam er nach Wörgl,
wo er eine Schneiderwerkstätte eröffnete und als Mesner für die
Pfarrgemeinde tätig war.
1919 kam er in den Wörgler Gemeinderat, 1929 wurde er darüber hinaus
Abgeordneter zum Tiroler Landtag und später dessen 1. Vizepräsident.
Nach den Februar-Unruhen 1934 und dem Verbot der Sozialdemokratischen
Partei wurde Pichler als Regierungskommissär für Wörgl bestellt und
leitete die Geschicke der Gemeinde bis zum Einmarsch der deutschen
Truppen im März 1938.
Pichler bemühte sich besonders um die Wiederankurbelung der heimischen
Wirtschaft nach der großen Depression, förderte den Fremdenverkehr und
den Straßenbau und initiierte den Bau der Wörgler Kaserne. Unterstützung
bekam Pichler beim damaligen Bundeskanzler Dr. Kurt von Schuschnigg,
dem der Gemeinderat von Wörgl 1937 die Ehrenbürgerschaft verlieh.
Nach dem Krieg im Mai 1945 wurde Pichler von der Wörgler Widerstandsbewegung
wiederum als Bürgermeister eingesetzt. Besonders problematisch war die
Versorgung und Unterbringung von Heimkehrern und durchziehenden ehemaligen
Soldaten und Flüchtlingen. Auch die Besatzungssoldaten - anfangs Amerikaner
und wenige Monate später Franzosen - mussten ebenfalls untergebracht werden.
Lebensmittel waren knapp und mussten rationiert werden. Gleichzeitig galt es,
den Bombenschutt aus der Gemeinde zu entfernen und den Wiederaufbau einzuleiten.
Als Vizepräsident des Tiroler Landtages stellte er den Antrag,
die Marktgemeinde Wörgl zur Stadt zu erheben, was auf einstimmigen Beschluss
am 19. August 1951 feierlich geschah.
Komm.Rat. Martin Pichler verstarb nach kurzer schwerer Krankheit am
15. Juni 1953, nur wenige Monate nachdem ihn seine Heimatstadt am
27. Februar 1953 mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet hatte.