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Schusterbauer

Schusterbauer 
Text von Hans Gwiggner aus "Wörgl Ein Heimatbuch" Edition Josef Zangerl

Kanzler-Biener-Straße Schusterbauern-Zuhaus,Nachtschaden, Schneiderlehen. Maria Haaßerin, Johann Haimbacherische Wittwe, beim Schusterbauer genannt, besitzet alda das sogenannte Keller Lechen: Eine Feuerstattesbehausung, Stallung, Remwerk, Back- und Sechtlofen, sigl. mit Nr. 1469. Dieses Gut besteht in 2 Halblechen: als in dem Kellnerlechen und dem Schneiderlechen. Ain ViertI aber hievon ein Lechen gesondert in sich begriffen ist unwiesend. Das Kellerlechen ist der Grundgerechtigkeit halber frey, ledig und aigen, das Schneiderlechen hiegegen ist dem löbl. St. Lorenzi Gottshaus allda zu Wörgl mit Grundrecht unterworfen und gibt alle Jahr Grundzins 1 fl 31 Kr. Ist an fähig dem bemelten Gottshaus 3/8 Wiener Mezen Haabern und 2 Laib Brodh und dem H. Vikari dortselbst eben 3/8 zu reichen. Bp. 25. In den Urkunden von St. Georgenberg scheint 1297 und 1298 Vasold der „chelner“ als Zeuge auf. Das Kellerlehen lag inmitten der Nachtschaden-Höfe und war der Haupthof einer Grundherrschaft, in dem die Abgaben, wie Weinzinse, eingelagert wurden, bis sie an ihren Bestimmungsort überstellt wurden. Welcher Grundherrschaft gehörte er? Bis zum Auffinden weiterer Daten ist es nur möglich, wahrscheinliche Grundherren zu benennen. Der alte Name Keller im Vorhaus weist schon darauf hin, daß der Hof zu einer Höfegruppe gehörte, vielleicht war in diesem Falle der Name Vorhaus das Unterscheidungsmerkmal zum Namen Haus im Wörgler Boden und älter als der Name Nachtschaden. Es gibt noch eine Spur, die Licht ins Dunkel bringen könnte: die Abgabenverpflichtungen! Das Keller-Lehen und das Gut Engelreich hatten ihren Zehent, jährlich wechselnd, an den Gradl-Wirt und an den Vikar von Wörgl zu entrichten, gemeinsam mit sieben Höfen in Kirchbichl-Oberndorf und Häring. Veränderungen auf diesen Höfen waren an den Hauptpfleger von Kling zu melden. Und das noch im 18. Jahrhundert! Diese Kirchbichler Höfe gehörten mit den Söller Höfen 1280 im Herzogsurbar zum Meraneramt. Das erstgenannte Gut dieses Meraneramtes hieß Froshusen, und sein Standplatz ist bisher noch nicht geklärt. Und hier fällt auf, daß der Name Froschhäusl sich ausgerechnet zwischen Stainhaus und Thurnpichl erhalten hat. Ist Froshusen der urspüngliche Namen des Dorfes Wörgl? In diesem Falle hat sich der alte Name, in der Vorsilbe verändert, im Hofnamen Vorhaus bis heute erhalten. Und der Keller in Froshusen war der aus dem Erbe der Klinger stammende Haupthof der Grafen von Andechs-Dießen. Als Herzöge von Meranien (= Istrien) fielen sie in Ungnade und verloren ihren gesamten Besitzstand an den Herzog, der diesen aber weiterhin unter dem Namen Meraneramt verwalten ließ. Und so ist es weiters nicht erstaunlich, daß diese Verwalter als Zeugen aufscheinen, wie Vasold der „chelner“. 1402 unterschreiben Nikla Grann und Thoman der Chellnar einen Revers über die Verleihung der Schwaige in Lahntal durch die Priorin Katrei die Trescharin und den Konvent von Altenhohenau. Im Salbuch von 1416 ist Toman Cheller auf der Schwaigen im Lahntal und auf dem, den Abgaben nach zu schließen, großen Hof Chellarn vermerkt, der damals erstaunlicherweise dem Goczhauß zu Altomünster zinspflichtig war. Das dürfte mit der Zuteilung der drei Unterländer Gerichte an die Ingolstädter Linie der Wittelsbacher ab 1392 Zusammenhängen, denn das damalige Benediktinerkloster Alt{e)nmünster lag in der Nähe der Stammburg Wittelsbach. Für dieses Kloster war es wirtschaftlich wohl uninteressant, ein einziges Gut, weitab vom eigenen Stiftsland, zu bewirtschaften, und es wurde darum verkauft. Seither war das Kellnerlehen frei. 1630 hat Ulrich Vogl nach dem Tod seiner Ehewirtin Elisabeth Schlosserin das halbe freie Kellnerlehen mit guter Behausung. 1675 ist Michael Haimpacher auf diesem Gut, zu dem später das Nachbargut Schneiderlehen kommt. 1742 wird der Hof des Josef Haimbacher als Schustergut bezeichnet. 1821 ist Wolfgang Greiderer und 1831 Josef Mauracher Schusterbauer. Seit mehreren Generationen ist nun die Familie Kofler auf dem Hof, zu dem auch das danebenliegende Schusterbauern-Zuhaus gehört. Fr. Haus-Nr.: Rattenberg-Wörgl 21, Clemens-Payr-Straße 9, Kanzler-Biener-Straße 9. Bp. 23. Im Salbuch von 1416 heißt es: Item das gut auf dem Nachtschaden, darauf Fricz Preider siezt. Damals war es noch im herzoglichen Urbarbesitz. Simon Lechner, genannt Praydler, wird1562 in einem Vertrag zitiert. 1609 ist Georg Laytenpichler auf diesem großen Gut, das später auf vier Höfe aufgeteilt wurde. 1630 hat Leonhard Haimpacher herenter des Ba¬ches das Schneidergütl, das nun der Kirche St. Laurentius Zins und dem Pfarrer zu Kirchbichl den ganzen Zehent zu leisten hat. Zusätzlich war das Schneidergütl mit dem Pichlerlehen {Innsbrucker Straße 2) in Kufsteinisch-Wörgl verbunden. 1660 besitzen Peter Franzi und Lorenz Kögl je 4 Teile des Preidlergutes, 1675 ist Georg Empacher am Schneidergütl, und 1734 übergibt Peter Empacher, verheiratet mit Brigitte Ruprechterin, seinem Sohn Hans, 18 Jahre alt, das Schneider- oder Pichler- oder Prädlerlehen. Hans hat zeitlebens für seinen Bruder Peter zu sorgen, der umweltläufig (= geistig behindert) ist. Bald danach ist der Hof in den Besitz des Nachbarn Josef Haimbacher, Bauersmann am Schustergut, gekommen, der 1742 den halben Teil des freien Schneider Viertelguts dem Hansen Maurer vom Hölzl verkaufte. Fr. Haus-Nr.: Rattenberg-Wörgl 20, Clemens- Payr-Straße 7.

Kanzler-Biener-Straße, Berger - Schusterbauer und Bassgeiger, Hochwasser 20.07.1946
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