Seit dem „Anschluss“ war Österreich Teil des NS-Staates Deutschland. Viele setzten all ihre Hoffnungen auf das „Tausendjährige Reich“, andere sahen ihre Furcht vor Hetze, politischer Gewalt und Kriegstreiberei bestätigt. (1) Am Ende lag Europa in Trümmern und in Wörgl waren Hunderte gefallene Soldaten, Bombenopfer und vom NS-Regime Ermordete zu beklagen.
Das Leid und die Angst in der Heimat um die Väter, Söhne und Brüder an den unzähligen Kriegsfronten waren unvorstellbar groß. Stellvertretend für sehr viele Mütter soll das Schicksal der Maurerbäurin im Winkl beschrieben werden:
Als sie einen ihr bekannten Mann aufs Haus zugehen sah, brach sie im nächsten Moment ohnmächtig zusammen. Schon zweimal war der Mann bei ihr gewesen und hatte ihr den Tod eines ihrer Söhne mitgeteilt. Doch diesmal brachte er die Meldung, dass ihr dritter Sohn überlebte, er wurde „nur“ schwer verwundet.
Haus Gollner – wie durch ein Wunder überlebten alle im Keller
Beim 1. Bombenangriff auf Wörgl am 22. Februar 1945, der 36 Opfer forderte, kamen allein in den Häusern des Gasthof Schachtner sowie beim Schachtnerbauern 13 Menschen ums Leben. Weit mehr als diese nüchternen Fakten zeigt eine überlieferte Begebenheit das Entsetzen dieses Tages. Der Schachtnerbauer Anton Graus musste, im Keller zwischen den Trümmern seines Hauses eingeklemmt, stundenlang mitanhören, wie sein zehnjähriger Sohn um die Hilfe der Mutter rief, die bereits tot war, bis dann auch die Stimme des Buben erstarb. (2)
Schachtnerbauer: 6 Menschen starben in den Trümmern
Die Lehrerin Anna Embacher trug in ihre Schulchronik von Angath ein: „23.2.1945 – 2. Großangriff auf Wörgl. Um 9 Uhr Voralarm, gleich Alarm! Die Schüler jagen zur Schule hinaus. Die Tiefflieger sind schon da und schießen mit Bordwaffen. Welche Angst! Wenn doch die Schüler alle gut heim kommen! Ich eile laufend, kriechend nach Hause. Daheim unter Bombenkrachen meine zwei Kinder bergen!“ Sie danke Gott, dass keinem der Schulkinder ein Leid geschehen war. Am nächsten Tag waren jedoch nur mehr 12 der 67 Kinder im Unterricht. (3)
Am 28. April 1945 haben US-Truppen im Außerfern unser Bundesland betreten, am 6. Mai zu Mittag war der Krieg in Nordtirol endgültig vorbei. Das grausame Töten in den Konzentrationslagern, die unzähligen zivilen Opfer der Bombenangriffe, das millionenfache Sterben der Soldaten und die sinnlose Zerstörung eines ganzen Kontinents hatte ein Ende gefunden.
Quellen:
Bilder: Stadtarchiv
- (1)Vom Stadtl zur Stadt, Ester Pirchner, Richard Schwarz, S. 179
- (2) Wörgl Ein Heimatbuch, Edition Josef Zangerl 1998, S. 308 ff
- (3) Endzeit Krieg und Alltag in Tirol 1945, Horst Schreiber, S. 183
Kontakt: Stadtchronist Toni Scharnagl
Hopfau-Gogl, Augasse
Schachtner, Zoczek, Klingler
KR. M. PichlerStraße
Februar 1945, Vorne Volksschuldirektor Federer