Am 15. August 1884 erblickt in Hopfgarten Michael Unterguggenberger das Licht der Welt. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und so kommt es, dass er die Hauptschule nicht abschließen kann, sondern als 12-jähriger Bub als Hilfsarbeiter im Sägewerk seines Heimatortes zu arbeiten hat. Mit dieser, wie man heute sage würde “Kinderarbeit”, trug er drei Jahre lang, wenn auch in bescheidenem Ausmaß, zum Unterhalt der Familie bei.
Michael will nicht Hilfsarbeiter bleiben; es zeigt sich erstmals sein unbändiger Bildungswille, und so beginnt er in Imst eine Mechanikerlehre.
Nach der für Gesellen üblichen Wanderzeit (Walz) kommt er im Jahr 1905 nach Tirol zurück, findet Arbeit bei den k.u.k. Eisenbahnen und zählt nach der Ausbildung zum Lokomotivführer, schon in Wörgl wohnend, zur oberen Schicht der stark vom hierarchischen Denken geprägten Eisenbahner.
Mit nur 28 Jahren stirbt seine Frau und Michael steht mitten in der Katastrophe des Ersten Weltkrieges allein mit zwei Buben da. 1922 heiratet er die um 13 Jahre jüngere Rosa Schnaiter vom Cafe Central; dem Paar werden drei Kinder geschenkt – Alois, der im Krieg fällt, sowie Lia und Silvio.
Hochzeit mit Rosa 1922
D’ vier lustigen Wörgl (Unterguggenberger: 2.v.l.)
Im Jahr 1931 wird er per Losentscheid zum Bürgermeister gewählt und durch das Wörgler Währungsexperiment beinahe weltbekannt. Werfen wir aber einen Blick auf sein Wirken abseits vom “Schwundgeld”, nämlich auf jenes als begeisterter Musikant:
Er gründete die Arbeiter-Jugendmusikkapelle und spielte einige Instrumente wie Querflöte, Klarinette, Trompete, Flügelhorn, Bassgeige und Zither; er besuchte keine Musikschule, sondern brachte sich das Spiel in Eigenregie bei. Er unterrichtete viele junge Musikanten – darunter auch Gottlieb Weißbacher und komponierte volkstümliche Melodien für den Hausgebrauch; sein 1912 komponierter “Erinnerungsmarsch” wurde 2006 vom damaligen Kapellmeister der BMK Bruckhäusl, Harald Ploner, arrangiert und wiederholt öffentlich aufgeführt.
Michael Unterguggenberger steht einer modernen Entwicklung der Marktgemeinde sehr aufgeschlossen gegenüber. Der Bau der Brixentaler Straße, die Anlage des Waldfriedhofs und des Schwimmbades in der Augasse, der Ausbau des Krankenhauses und der Bau der Spitalskirche, die Errichtung der Hauptschule sowie der Ausbau des Wasserleitungsnetzes fallen in seine Zeit als Vizebürgermeister ab 1919. Bereits nach 3 Jahren verliert er das Bürgermeisteramt; mit Verordnung des Landes wird der Gemeinderat aufgelöst und Martin Pichler als Amtsverwalter eingesetzt.
Auslöser waren die Februarkämpfe 1934 zwischen Heimwehr und Schutzbund; durch das Einschreiten von Bürgermeister Unterguggenberger und Kooperator Wesenauer konnte in letzter Sekunde Schlimmstes verhindert werden.
Michael Unterguggenberger starb am 19. Dezember 1936 im Alter von nur 52 Jahren an einer Lungenembolie. Ein schönes Grabmal im Waldfriedhof erinnert an ihn und seine Familie.
Literaturhinweis: Wolfgang Broer, Schwundgeld
Stadtchronist Toni Scharnagl /
Bilder: Unterguggenberger-Institut