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Bomben auf Wörgl

Vor 80 Jahren: Bomben auf Wörgl (Teil 1)

Der Zweite Weltkrieg hat am 1. September 1939 mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen begonnen und schon am 2. September hatte Wörgl mit Leo Ettel und Hermann Folder zwei Gefallene zu betrauern. Nach Heimkehr der letzten Kriegsgefangenen in den 1950er Jahren musste unsere Marktgemeinde traurige Bilanz ziehen: 238 Gefallene und 29 Vermisste.

Im Laufe des Krieges gab es bis 1941 viele Anlässe zur Hochstimmung, bei jedem gelungenen Überfall auf ein Land wurde gejubelt und gefeiert, ja sogar die Kirchenglocken mussten geläutet werden. Doch die Glocken hatten bald ausgeläutet, denn am 1. Mai 1942 wurden sie - wieder einmal - vom Kirchturm geholt und zur Erzschmelze gebracht.

Die Botschaft der ungewohnten Stille war nicht zu überhören: Es war kein Blitzsieg in Sicht, der Krieg würde nicht so bald zu Ende sein. Erst 13 Jahre später, im Dezember 1950, konnten die bei Oberascher in Salzburg gegossenen neuen Glocken aufgezogen werden.

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion änderte sich die Motivationslage. Mehr und mehr Wörgler mussten an die zahlreichen Fronten und immer öfter erreichten Meldungen über den Heldentod der Männer, Väter und Brüder „für Reich, Volk und Führer“ die Häuser.

Seit die Alliierten die deutsche Front von Süden her aufrollten, heulten immer öfter die Sirenen und kündigten feindliche Bomberverbände an. Innsbruck wurde schon 1943 erstmals bombardiert,
in Wörgl fielen im Oktober 1944 die ersten Sprengbomben und im Jänner 1945 wurde zwischen Wörgl und Kundl ein Personenzug von Tieffliegern angegriffen: fünf Fahrgäste fanden den Tod, ebenso viele wie bei einem Angriff bei der Grattenbrücke in Kirchbichl.

Der Bahnhof und die Gleisanlagen waren die Ziele in Wörgl, wurden aber beim ersten Angriff nicht getroffen. Als am 22. Februar 1945 wieder die Sirenen heulten, war das Tal mit Nebel bedeckt.
So ging nur ein Teil der Bevölkerung in die Keller und in die zwei sicheren Luftschutzstollen. Die Jagdflieger flogen im Wörgler Boden knapp über Grund, um die Ziele zu suchen. Da diese aber nicht auszumachen waren, wurden die Bomben einfach über dem Markt ausgeklinkt. Es gab eine Kette schwerer Explosionen im Ortszentrum, an der Bahnhofstraße, in der Augasse und beim Durchgangslager in Söcking. Die Folgen waren schrecklich: 36 Menschen verloren in Wörgl an diesem Tag ihr Leben.

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Astner-Zuhaus und Gasthof Schachtner

Am nächsten Tag herrschte schönes Wetter und die Bomber kehrten um die Mittagszeit zurück, fanden diesmal ihr Ziel und leisteten ganze Arbeit. Durch über 1000 Bombenabwürfe wurde der Bahnhofsbereich völlig zerstört und 11 Durchreisende, die in den Zügen überrascht wurden, verloren ihr Leben. An diesem Tag gehorchten die Bewohner dem Warnruf der Sirenen sofort, sodass in den Häusern keine Opfer zu beklagen waren.

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Der Bahnhof 1945

Beim dritten Angriff am 11. April 1945 wurden die Reste der Bahnanlage sowie die Brücke ins Brixental bombardiert. In den Personalhäusern der Bundesbahn am Fabriksweg kamen 6 Menschen ums Leben.

Wörgl, der Verkehrsknotenpunkt des Unterinntales, bot ein Bild des Schreckens und der Zerstörung, der Trostlosigkeit und des Schmerzes um die Toten. Das angerichtete Leid ist nicht in Zahlen und nicht mit Worten zu fassen.

 

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Quelle: Wörgl Ein Heimatbuch, Edition Josef Zangerl 1998, S. 307ff

Bilder: Stadtarchiv

Kontakt: Stadtchronist Toni Scharnagl
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