Alle Fußballbegeisterten blicken im Sommer nach Deutschland: In unserem Nachbarland findet die 17. Europameisterschaft statt; Österreich nimmt zum 4. Mal daran teil.
Leider ohne Tiroler, bei den bisherigen Teilnahmen waren Alessandro Schöpf aus dem Ötztal, der Kitzbüheler Lukas Hinterseer und vor 3 Jahren der Kirchbichler Marco Friedl im Nationalteam.
Von der großen Fußballbühne in die “Provinz”:
Der SV Wörgl ist seit Jahrzehnten für seine hervorragende Arbeit im Nachwuchssektor bekannt. Vom Fußball-Kindergarten bis zur U15-Mannschaft werden ca. 250 Jugendliche von bestens ausgebildeten und motivierten Trainern betreut, wobei betont werden muss, dass der Sportverein nicht nur eine Schule für den Sport, sondern auch eine fürs Leben ist, in der Zusammenhalt, Kameradschaft und soziales Verhalten an die Kinder und Jugendlichen vermittelt werden.
Fußball hat in unserer Stadt eine lange und sehr bewegte Geschichte.
Im Rahmen des Turnvereines wurde eine Fußballriege aufgestellt und schon vor über 100 Jahren, im Jahre 1919, findet sich in Protokollen ein Hinweis auf Wettspiele mit dem Sportverein Kufstein und anderen Vereinen.
Als selbständiger Klub wird der SV Wörgl am 4. Juni 1932 gegründet. Im Herbst dieses Jahres wurde vom Tiroler Fußballverband die erste Meisterschaft ausgerichtet, wobei Wörgl in der Unterlandmeisterschaft hinter Kufstein, Wattens und Rattenberg den 4. Platz erreichte.
Bekannte Namen von Spielern aus dieser Zeit waren Adolf und Martin Mitterer, die auch in Tiroler Auswahlmannschaften spielten.
SV Wörgl 1932: Stehend von links: Josef Erb sen., Adolf Mitterer, Ludwig Faserl, Michael
Sostaric, Ernst Steinicke, Jauggel, Josef Hohenauer, Georg Scholz, Hans Huber, Dobringer.
Sitzend von links: Martin Mitterer, Franz Kröll, Paul Hohenauer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte bereits 1945 eine Neugründung und ein Jahr später wurde Wörgl mit Spielern wie den Mitterer-Brüdern, Hugo Gombasch, Andreas Adelsberger, Hans Winner, Robert Thurner, Michael Ellinger und vielen anderen erstmals Unterlandmeister.
Aus unerklärlichen Gründen erfolgte 1950 eine Fusion mit Kufstein, die nur von kurzer Dauer war und dazu führte, dass der Sport auf Vereinsebene nicht mehr existierte, da auch alle Nachwuchsmannschaften nach Kufstein übersiedelten.
Dieser untragbare Zustand wurde durch die Neugründung des Vereins am 7. Mai 1952 durch Idealisten um Lois Plattner und Josef Gollner beendet.
Die Lösung der Sportplatzfrage zog sich über Jahrzehnte. Die ersten Spiele wurden in Kirchbichl-Winklheim bei der Innschleife ausgetragen. Der erste Fußballplatz in Wörgl befand sich ab 1938 zwischen der Brixentaler Straße und der Sepp-Gangl-Straße, musste dann aber der Errichtung von Offiziershäusern weichen. Nach dem Krieg war es der Sportplatz der französischen Besatzung in der Brixentaler Straße, später dort, wo sich jetzt das Komma befindet, dann beim Rainerbauern, weiters in der Bodensiedlung und im Lahntal.
Das Bild aus dem Stadtarchiv zeigt die großartige Kulisse beim Rainerbauern
Es war also ein langer und mühsamer Weg für den Verein und seine Spieler, bis die Heimstätte am Madersbacherweg gefunden wurde. Die Eröffnung fand im Jahr 1963 statt und durch Sanierungen, Adaptierungen und die Errichtung einer überdachten Tribüne mit 600 Sitzplätzen steht dem Verein eine der schönsten Sportanlagen des Landes zur Verfügung.
Bei der Fortsetzung im nächsten Beitrag geht es um die erfolgreichsten Spieler des SV Wörgl.
Stadtchronist Anton Scharnagl