Die Dr.-Paul-Weitlaner-Straße ist eine Seitenstraße der Bodensiedlung und
führt zur Hans-Stricker-Straße.
Dr. Paul Weitlaner war ein bedeutender Wörgler Heimatforscher und Maler.
Er schrieb sowohl die Festschrift zur Markterhebung 1911 als auch die
Festschrift zur Stadterhebung 1951.
Die Familie Weilaner stammte aus Aufkirchen bei Toblach im Pustertal,
wo Paul Weitlaner am 11. September 1884 geboren wurde. Um die
Jahrhundertwende zog die Familie nach Wörgl, wo der Familienvater bei der
Bahn eine bescheidene Anstellung fand. Der begabte Sohn Paul Weitlaner
studierte dann in Innsbruck Sprachwissenschaft und Geschichte und promovierte
1919 zum Doktor der Philosophie.
Nach Lehrtätigkeiten in Innsbruck folgte er 1929 einer Berufung als Professor
an die Handelsakademie in Linz, der er später auch als Direktor vorstand.
In der oberösterreichischen Landeshauptstadt wurde er in den 30er Jahren
in den Gemeinderat gewählt und bekleidete dort bis zum Umbruch 1938 die
Stelle eines Fürsorgestadtrates. Wegen seiner patriotisch-österreichischen
Gesinnung war er in den NS-Zeit mehrer Monate im Konzentrationslager Dachau
inhaftiert. Anschließend verdiente er sich bis zum Kriegsende seinen
Lebensunterhalt als Versicherungsvertreter und mit Gelegenheitsarbeiten.
Nach dem Kriegsende war er wiederum für einige Jahre als Direktor an der
Bundeshandelsakademie in Linz tätig und kehrte nach seiner Pensionierung
in seine Wahlheimat Wörgl zurück, wo er seinen mit wissenschaftlichen
Arbeiten ausgefüllten Lebensabend verbrachte.
Über seine berufliche Tätigkeiten hinaus hat sich Weitlaner stets auch mit
kulturellen Aufgaben und heimatkundlichen Forschungen befasst.
Von bleibendem Wert für Wörgl ist vor allem die von ihm verfasste,
im Auftrag der Gemeinde herausgegebene Festschrift zur Markterhebungsfeier
am 13. August 1911 "Die Marktgemeinde Wörgl" mit Beiträgen über die Anfänge
der Siedlung, den Ortsnamen, die Pfarrgeschichte, das Schulwesen,
die Heimatgeschichte, die Volkskunde, die Höfe-Chronik und die Entwicklung
Wörgler in den letzten 50 Jahren.
Anlässlich der Stadterhebung war es 40 Jahre später wiederum Weitlaner,
der die Festschrift im Auftrag der Gemeinde gemeinsam mit anderen verfasste
und redigierte.
Beide Festschriften sind leider schon seit Jahrzehnten vergriffen.
Weitlaners Werk "Heimat Wildschönau" (1952 - Schlern-Schriften, Bd. 218)
stellt eine vielseitige heimatkundliche Erforschung unserer Nachbargemeinde
Wildschönau dar. Auch für das "Kufsteiner Buch" (1957) hat Weitlaner
wertvolle Beiträge geliefert. Vorarbeiten sowohl für ein Kirchbichler
Heimatbuch als auch für ein Wörgler Heimatbuch blieben leider im
Entwurfsstadium stecken. Die losen Aufzeichnungen wurden aus Unverständnis
nach dem plötzlichen Ableben Weitlaners auf eine Müllhalde befördert.
Weitlaner fungierte auch als Obmann des neu gegründeten Kulturausschusses
von Wörgl, welcher mit den verschiedensten Vorbereitungen für die
Feierlichkeiten der Stadterhebung 1951 betraut war.
Als Förderer bildender Künstler sowie von Musik- und Gesangsgruppen,
als Initiator zur Errichtung der Musikschule und Kunstmäzen der Wörgler
Schulen fand er nicht immer das entsprechende Verständnis und zog sich
später mehr und mehr aus dem Wörgler Kulturleben in den Kreis seiner
akademischen Freunde in Innsbruck zurück.
Für seine wissenschaftlichen Verdienste erfuhr er 1965 die Ehrung durch
den Akademischen Senat der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck durch
Eintragung in das Ehrenbuch und Verleihung des Ehrenzeichens
"Excellenti in Litteris". Ebenso bedankte sich die Stadt Wörgl bei ihrem
Heimatforscher und Gönner 1965 mit der Verleihung des Ehrenrings.
Auch die Dr.-Paul-Weitlaner-Straße in der Bodensiedlung erinnert an den
für die Heimatforschung so bedeutsamen Bürger. Weitlaner verstarb nach
einem Spaziergang einsam in seiner Wohnung am 6. Juli 1968.
Direktor der Bundeshandelsakademie Linz
Gemeinderat und Stadtrat der Landeshauptstadt Linz