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Astner - Gasthof Alte Post

Das Ende einer Ära: Abschied vom „Astner“ – Gasthof Alte Post

Mit der Neugestaltung des Stadtzentrums ist der Abriss einiger signifikanter Gebäude verbunden, u.a. der „Alten Post“, im Volksmund besser bekannt als „Beim Astner“.
Über ein halbes Jahrtausend lang erlebte das Haus neben unserer Pfarrkirche am
Andreas-Hofer-Platz eine spannende und wechselhafte Geschichte.
Die erste Erwähnung findet sich im Jahr 1479, also 13 Jahre vor der Entdeckung Amerikas,
auf einer Rechnung anlässlich des Kirchenneubaues.

Überliefert ist auch, dass 1622 Kaiser Ferdinand II. mit Gattin Eleonore, Herzogin von Mantua, anlässlich der Heimreise von der Hochzeit in Innsbruck hier abgestiegen ist und dem Haus ein Wappen verliehen hat, welches an der Fassade des Hauses zu sehen ist.
Am 14.12.1769 nächtigte hier Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Vater und schrieb dabei an seine Schwester: „Carissima sorella mia. Siamo arrivati a Wirgel“. (Meine liebe Schwester. Wir sind in Wirgel angekommen).

Von 1786 bis 1891 war das „Kögl Tafern“ genannte Haus eine wichtige Poststation.
Nachdem die Postmeisterin den Besitzer des gegenüberliegenden Gasthofs „Hohe Salve“ heiratete,
entstanden die Namen „Alte Post“ und „Neue Post“, die bis heute erhalten sind.

a Alte Post 1904 

Umbau 1901

a Wappen

 

1901 erwarb Jakob Astner das Gasthaus und führte einen sehr repräsentativen und viel beachteten Umbau durch. Im Grundkataster ist vermerkt: das Haus ist gemauert, 3 Stockwerke hoch, mit 10 Stuben, 1 Kuchel, 11 Kammern und 3 Keller. Der auch zu dieser Zeit erbaute „Astner-Saal“ wurde während des 1. Weltkrieges vom Militär als Lazarett beschlagnahmt.

a Lazarett Astnersaal 1918 

1918 - Lazarett im Astnersaal 

a Astnersaal

 Festlich geschmückter Saal

Jakob Astner war ein fortschrittlich gesinnter Mann, der zeitlebens in der Gemeinde und in Vereinen tätig war. Ehrenmitgliedschaften im Turnverein, Gewerbebund und Trabrennverein zeugen von seinem großen Engagement.

Sein gleichnamiger Sohn war als tüchtiger Gastwirt bekannt und wie sein Vater in einigen öffentlichen Einrichtungen tätig, so auch als Kommandant der Feuerwehr. Bemerkenswert sind seine „Marketing-Aktivitäten“ durch den Druck eigener Ansichtskarten und dem Schalten von Inseraten.

a Inserat Astner

Inserat Innsbrucker Nachrichten, 03.09.1938

Der Astner-Saal war lange Zeit der größte im Tiroler Unterland und weit über Wörgl hinaus als Ort für Theateraufführungen, Bälle, Firmenfeiern, ja sogar Boxveranstaltungen bekannt und beliebt.

Die Gaststätten-Bühne spielte am 26. April 2025 zum letzten Mal im historischen Ambiente dieses Saales und verliert damit eine liebgewonnene Heimstätte.

Wenn „vom Astner“ gesprochen wird, so soll nicht auf die „Astner-Helga“ vergessen werden, die 55 Jahre als Kellnerin und gute Seele weitum bekannt und beliebt war.

Das Erscheinungsbild sollte sich bis 1962 nicht mehr ändern. Willi und Mathilde Silberberger, geb. Astner brachten nach einem grundlegenden Um- und Neubau das Haus auf den damals erforderlichen Standard mit Lift, Zimmer mit Bad, WC und Telefon sowie einer modernen Küche.

Auch Willi Silberberger war, wie seine Vorgänger, im Vereinsleben sehr aktiv. Er wirkte viele Jahre als Obmann des Fremdenverkehrsverbandes und war erster Obmann des Boxclub Steinadler.

Seine Frau Mathilde sorgte sich als Köchin um das leibliche Wohl der zahlreichen Gäste und war eine sehr gute Lehrmeisterin für ihren Sohn Hannes, der im Jahr 1989 mit seiner Gattin Hanni den Betrieb übernommen hat. Das gemütliche Andreas-Hofer-Stüberl und die Sonnenterrasse setzten den Reigen an Um- und Neubauten fort.

Hannes besuchte die Hotelfachschule Villa Blanka und lernte vor der Übernahme des elterlichen Hauses in verschiedenen Betrieben das Koch-Handwerk (der Traumberuf „Schiffskoch“ blieb ein Traum…), während sich Hanni um die Gäste des Hauses kümmerte.
Ihr Sohn Stefan hat bei Haubenköchen gelernt, eine Übernahme des Betriebes kam für ihn aber unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht in Frage.
Damit endet nach vielen Generationen gelebter Gastfreundschaft und innovativem Schaffen die Ära des Gasthofes „Alte Post“ in Wörgl.

a Wirtsleute

Wirtsleute Hannes und Hanni Silberberger (Bild: vero-online)

Kontakt: Stadtchronist Toni Scharnagl, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.