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Wörgler Straßennamen - die Wildschönauer Straße

verbindet unsere Nachbargemeinde mit dem Inntal, und das erst seit relativ kurzer Zeit, nämlich dem Jahr 1895.

Neben der Landwirtschaft spielte bis ins 19. Jhdt. der Bergbau im Bereich der Gratlspitze eine große Rolle. Der große Umschwung im Leben der Talbewohner kam Ende des 19. Jhdt.
Die Anbindung an den Straßen- und Eisenbahnknotenpunkt Wörgl war eine Öffnung, die in der Folge auch großen wirtschaftlichen Aufschwung brachte.

Vor dem Bau dieser Straße mussten sich die Bewohner mit Karrenwegen, Steigen und Jochübergängen begnügen. Der Grafenweg nach Hopfgarten war ein schlechter Karrenweg, der Bacherwinklweg führte von Niederau an der rechten, der Hennersbergweg an der linken Schluchtseite nach Wörgl. Der Kundlbergweg durch den Zauberwinkl ins Inntal war der Hauptweg aus der Wildschönau.

a Kupferschmiedhaus

Kupferschmiedhaus (Museum Wörgl, Leihgabe Josef Seisl)

Der Wunsch, eine den damaligen Anforderungen entsprechende Verbindung anzulegen bestand schon lange. Strittig war die Frage, ob eine Straße durch die Klamm nach Kundl oder über Oberau und Niederau nach Wörgl gebaut werden soll. Leichter ausführbar und vorteilhafter, insbesondere für Niederau, erwies sich der zweite Plan.

Das liebe Geld war ein großes Thema: So kam der Bau auf 30.000 Gulden (nach heutiger Kaufkraft € 540.000) und brachte die Gemeinde Wildschönau an den Rand des Ruins. Die beiden Gemeinden Rattenberg-Wörgl und Kufstein-Wörgl beteiligten sich mit der bescheidenen Summe von jeweils 500 Gulden (€ 9.000) unter der Bedingung der jederzeit mautfreien Durchfahrt!

Eine Maut wurde zur Deckung der Straßenerhaltungskosten bis 1938 eingehoben. Die ersten Radfahrer kamen ins Tal – für Motorfahrzeuge war die Durchfahrt verboten! Für Motorräder musste eine Jahresgebühr bezahlt werden, verbunden mit der Auflage, nicht mehr als 20 km/h zu fahren.

Besonders die Erhaltung der Brücken war aufwendig. Imposant die vom Wörgler Zimmermeister Johann Gwiggner errichtete „Hohe Brücke“, die sich über eine 10 Stockwerke tiefe Schlucht spannte und 1973 durch eine Betonbrücke ersetzt wurde. Die Brücke war so baufällig, dass die Straßenarbeiter witzelten: „Der Brücke fehlt nichts, nur der Boden ist halt hin!“ Der Verkehr nahm immer mehr zu und so sah sich der Wörgler Bürgermeister im Jahre 1942 dazu gezwungen mit folgender Bekanntmachung das Rodeln zu verbieten:

a Rodelverbot

Ein Jahr später hat der Landrat des Kreises Kufstein auch das „Skifahren verboten“ und „empfindliche Strafen“ angekündigt.

Neben diesen in früherer Zeit sehr beliebten Aktivitäten auf der Wildschönauer Straße wurde erstmals 1966 das weitum bekannte Hennersberg-Bergrennen veranstaltet. Der Wörgler Franz Albert befuhr die Strecke sogar mit einem Formel-1-Wagen. Beim Rennen des Jahres 1969 befanden sich 6.000 Zuschauer am Streckenrand und bejubelten die waghalsigen Fahrmanöver und den 2. Platz von Albert in seinem Brabham BT 20.

a Albert

Bild: Archiv Albert

a Schwimmbad

Schwimmbad

Seit jeher haben sich in Wörgl an dieser Straße wichtige Gewerke niedergelassen. So hatte in einem der ältesten noch erhaltenen Gebäude in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts der  Kupferschmied Christian Kaltschmied seine Werkstätte.

Der älteste noch aktive Gewerbebetrieb ist die Tischlerei Walter Linser, die seit über 100 Jahren hier ihren Sitz hat und weit über Wörgl hinaus als Bestattungsunternehmen bekannt ist.

Das Wasser des Wörgler Baches sorgte für den Antrieb von Mühlen und Sägegatter, war aber auch die sehr kühle Erfrischung für das 1908 eröffnete erste Schwimmbad. Nach 20 Jahren war Schluss und das Bad übersiedelte in die Augasse: das Wasser wurde deshalb nicht wärmer, der Platz war aber sonnig und das Bad wurde endlich von der Bevölkerung angenommen.

Am bedeutendsten für die Wörgler war aber die Errichtung des Kraftwerkes Müllnertal im Jahr 1898.  Die Elektrifizierung war ein entscheidender Schritt in Richtung Fortschritt und Wohlstand. Das Laufkraftwerk wurde 1957 durch den Bau einer Staumauer in ein Speicherkraftwerk umgebaut und ist immer noch ein wichtiger Teil der lokalen Stromversorgung.

Kontakt: Stadtchronist Toni Scharnagl, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.