Viele Heimatforscher haben in jüngerer Vergangenheit die Menschen und deren
Lebensumstände in unserer näheren Umgebung beschrieben.
Beispielhaft sollen hier Berta Margreiter, Hans Mayr, Dr. Hanns Bachmann,
Fritz Kirchmair und Jakob Zott genannt werden.
Heimatforscher bauen mit ihren Studien und Veröffentlichungen Brücken in die Vergangenheit
und tragen damit in bedeutendem Ausmaß dazu bei, dass zum Beispiel Bräuche und
Traditionen an spätere Generationen weitergetragen werden und
damit das Heimatgefühl gestärkt wird.
Für unsere Stadt von großer Bedeutung sind die Arbeiten von Josef Zangerl (Heimatbuch),
Hans Bramböck (Festschriften, Zeitungsartikel), Johann Federer (Heimatschriftchen),
Georg Opperer (Tiroler Heimatblätter) und Paul Weitlaner
(Festschriften zur Markt- und Stadterhebung).
Anlässlich seines 45. Todestages soll in diesem Artikel aber an
Dr. Rudolf Ostermann erinnert werden.
Geboren 1906 in Teschen, damals Österr.-Schlesien, kam Rudolf ein Jahr später mit
seinen Eltern nach Wörgl. Der Vater war Dentist und ist im Jahr 1918 im Kriegsdienst
verstorben. Rudolf maturierte 1925 in Kufstein, absolvierte sein Hochschulstudium in
Innsbruck und Wien und promovierte zum Dr.med. im Jahre 1931.
Er eröffnete 1935 seine Praxis als Facharzt für Zahn- und Kieferheilkunde in der
Bahnhofstraße (heute „Salzburger-Haus“) in Wörgl und führte diese ohne
Unterbrechung 38 Jahre lang.
Seine große Leidenschaft waren die Berge. Die Touren mit dem Alpenverein,
dem er 58 Jahre angehörte, reichten von den heimatlichen Gipfeln bis zu den
Bergriesen der Ost- und Westalpen.
Großer Beliebtheit weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus erfreuten sich
aber die zahlreichen Artikel in der Wörgler Rundschau.
Den Anfang machte 1965 „60 Jahre Schisport Wörgl-Wildschönau“.
Umfassend befasste sich Dr. Ostermann mit dem Thema Eisenbahn.
Drei tief in die Materie blickende Artikel beschreiben die k.k. Staatsbahn (1968),
die Südbahn (1970) und die Strecke Salzburg-Wörgl (1975).
Für alle Wander- und Berginteressierten schrieb er über die „Innberg-Wanderfahrten“
(1970), die, so Ostermann, von zünftigen Hochtouristen als „lausiges Mugelwerk“
nicht sonderlich geschätzt, aber für den bescheidenen und weniger auf Glanzleistungen
erpichten Wandersmann entschieden seine Reize haben.
Akribisch beschreibt er alle Höhen und Tiefen, Weiler und Ausblicke zwischen
Voldöpper Berg und dem Pendling.
In den folgenden zwei Jahren verfasst Dr. Ostermann tiefschürfende
Erklärungen und Betrachtungen zu„Brandenberg und Thiersee“,
„Kelchsau und Windau“ sowie „Die Untere Schranne“.
So berichtet er von einer Radtour in Brandenberg mit halsbrecherischen
Talabfahrten, „man tat gut, wenn man zwecks Verstärkung der
Bremswirkung Moos und Taxen zwischen Kotschützer und Reifen schoppte“!
Aus der Kelchsau berichtet er über die Hopfgartner Hütte mit dem Ehepaar Geisler,
wo die Wirtin „auch in den lausigsten Zeiten immer etwas in Küche und Keller hatte“.
Natürlich geht es auch in der Unteren Schranne um seine geliebten Berge,
aber seine interessanten Einblicke in die Historie der Ortschaften machen den Artikel
auch heute noch sehr lesenswert.
Passend dazu sein Aufsatz über „Die Kaiserstraße“, die Landstraße zwischen
Erpfendorf und Söll, die in alten Landkarten noch unter diesem Namen geführt wird.
Zwischen 1974 und 1976 widmete sich Dr. Ostermann seiner Heimatstadt Wörgl mit
„Aus der lieben Jugendzeit“ und „Wörgler Spaziergänge“.
In den „Spaziergängen“ werden Stadtteile und Straßenzüge, Menschen und Betriebe wie die
Cellulosefabrik und die Brauerei sowie Bauernhöfe und Gasthäuser beschrieben
und mit Anekdoten angereichert.
Über das Kupferschmiedhaus in der Wildschönauer Straße schreibt er:
„Die etwas gekrümmte Fassade ist noch dazu in der Mitte eingedrückt,
heutzutage würde so etwas keiner statischen Berechnung standhalten“.
Die Statik passt, das Haus steht auch im Jahr 2025 noch …
Hinweis:
Alle angeführten Artikel können beim Stadtchronisten digital oder in
ausgedruckter Form angefordert werden.
Kontakt: Stadtchronist Toni Scharnagl,